AUDIO SYSTEME


 

Tessendorf
Hifi, High End
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TE-CD-Kabel Reinsilber

 

Hörbericht aus "Das Ohr" Nr. 23*
von Winfried Dunkel 

Eine Diva - Vorverstärker

TESSENDORF
TE 1

Nicht wenige Audiophile bevorzugen Geräte, die auf das Wesentliche reduziert sind. Oft genug rekrutiert sich dieser puristische Hörerkreis aus Menschen, die eine tiefe Verbindung zur Musik besitzen und zugleich hohe Ansprüche an deren Wiedergabe (über technische Mittler) stellen. Solche Anwender wollen ihr Gerät einschalten, die Lautstärke einregeln und dann nur noch genießen.
An diese Gruppe wendet sich der Stuttgarter Hersteller TESSENDORF AUDIO-SYSTEME mit seinem Vorverstärker TE 1.

Beschreibung

Der TE 1 ist klein, sein ganzer Habitus vermittelt Wertigkeit und Qualität. Das Testgerät hatte ein weißes Gehäuse mit spiegel-verchromter Frontplatte. Dieses Gehäuse besteht aus zwei Millimeter starkem, verripptem Metall, die überkragende Frontplatte ist beachtliche fünf Millimeter dick; die Beschriftungen sind handgraviert. Die Vorderseite des kleinen Preamp wird von dem relativ großen Lautstärkesteller beherrscht, der als Stufenschalter ausgebildet ist. Nach rechts zu folgen drei kleine, aber präzise und sicher rastende Kippschalter:
Der erste ist der ‚Mute‘-Schalter, mit dem das Gerät über eine Relaissteuerung ausgangsseitig stummgeschaltet, aber nicht von der Stromversorgung getrennt wird, der zweite Kippschalter unterteilt die zwölf Lautstärkestufen des Volume-Stellers, d.h., eine gerade gewählte Lautstärke läßt sich mit diesem Schalter um etwa 3dB absenken. Auf diese Weise ergeben sich 24 Lautstärke-Schaltstufen. Der dritte Schalter schließlich erlaubt die Umschaltung zwischen MM-und MC-System
- zugehörige separate Anschlüsse dazu sind auf der Geräterückseite vorhanden. Mit dem kleinen Drehsteller auf der rechten Frontplattenseite kann man die verschiedenen Eingänge (TA, CD, AUX 1 und AUX 2) anwählen.
Unmittelbar neben dem Firmenlogo befindet sich zur Betriebskontrolle eine kleine grüne LED. Zwecks Vervollständigung der Frontenbeschreibung und weiterer Verdeutlichung der qualitativen Detaillösungen möchte ich hier noch erwähnen, daß die Befestigungsschrauben der Frontplatte (In-bus) ebenfalls verchromt sind
- für den Klang unwichtig, zeugt dies aber doch mit für den liebevollen und sorgfältigen Aufbau des TE 1.
Auf der Rückseite sind die Cinch-Anschlußbuchsen montiert; Siegbert Tessendorf verwendet hochwertige vergoldete Typen aus gefrästem und gedrehtem Material.
Obwohl der TE 1 leider über keinen Monitorzweig verfügt (zur Hinterbandkontrolle oder zum Einschleifen von Zusatzgeräten), ist ein mit "TB-Aus"  beschrifteter Ausgang vorhanden. An diesem Buchsenpaar kann man ein Signal für Tonbandaufnahmen abgreifen
- allerdings ist dieses Konzept nicht ganz problemlos, mehr darüber weiter unten.

Eine stabile Polklemme für eventuell erforderliche Masseverbindungen wurde auch nicht vergessen. Die Stromversorgung ist ausgelagert, der TE 1 wird mit einem separaten Netzteil geliefert, das über ein 7-poliges Kabel mit DINKleintuchelstecker (verschraubt) die Versorgungsspannung an den Preamp liefert. Auch dieses Netzteil ist beachtlich stabil aufgebaut; aufgrund seiner Konzipierung für Dauerbetrieb wird es nicht warm, man kann (und sollte) es ständig eingeschaltet lassen.
Zurück zum Vorverstärker selbst. Das Gehäuse läßt sich nach Lösen von vier Kreuzschlitzschrauben mühelos abnehmen. Dies ist wichtig, um die DIL-Schalter (~Mäuseklaviere1) auf den Platinen auf den jeweils verwendeten Tonabnehmer einzustellen; ferner werden zudem die freien Sockelelemente zugänglich, so daß sich ggf. weitere Bauteile zur Anpassung einsetzen lassen. Hat man das Gerät offen vor sich stehen, fällt die bestechende Verarbeitung ins Auge:
Zwei äußerst sorgfältig gefertigte und sauber bestückte Platinen sind übereinander angeordnet. Die einzelnen Bauteile sind nicht gerade die billigsten, liebevoll und präzise sind die Anschlüsse verlegt, sauber ausgerichtet präsentieren sich Widerstände und Dioden, und die gekonnten Lötpunkte lassen bei jedem Techniker Freude aufkommen - denn, wie erinnerlich, der TE 1 wird nicht vom Bestückungsautomaten gefertigt, sondern entsteht Transistor für Diode in Handarbeit! Besonders sehenswert ist der Stufenschalter für die Lautstärke: eine Batterie von Widerständchen ist mit den Einzel-kontakten verlötet, ein jedes sauber eingepaßt. Nerven muß der Mann haben...

Thermisch ist das Gerät geschickt ausgelegt: binnen 30 Minuten hat es seine Betriebs-temperatur erreicht, die dann sehr konstant bleibt, Auch dies läßt auf eine ebenso sorgfältig wie überlegt konstruierte Schaltung schließen.

Hörmodalitäten

Ich möchte im folgenden versuchen, die ausgetretenen Pfade üblicher Methodik etwas zu verlassen und Vorgehensweisen anwenden, die mir nicht nur praxistauglicher, sondern - vor allem! - aussagefähiger und leichter nachvollziehbar erscheinen. Soll heißen: Ich werde Linear- und Phonoteil getrennt untersuchen und ihr Zusammenwirken am Schluß beschreiben, Während der vielen Monate, die der TESSENDORF TE 1 bei mir lief, war er mit folgenden Geräten verbunden:

DAT-Recorder SONY DTC-l000 ES CD-Player PHILIPS CD 650
Bandmaschine REVOX PR 99 Tuner SANSUI TU 9900
Plattenspieler EMT 930 st
Lautsprecher SPENDOR BC 1 A ARD (aktive Studiomonitore)

Natürlich kann man all diese Geräte nicht gleichzeitig am TE 1 anschließen; demzufolge habe ich ihn separat aufgestellt und sukzessive mit den Geräten aus der obigen Aufstellung verbunden, die gerade benötigt wurden.

Erste praktische Eindrücke

Der Umgang in der Praxis macht Freude, allenthalben vermittelt der TE 1 Wertigkeit. Die Stecker fassen satt und sicher, die Cinch-Buchsen sind von hoher Qualität. Das Anschlußfeld ist zwar nicht sehr groß, aber dennoch übersichtlich und gut zugänglich. Am Ende noch den Kleintuchel der Stromversorgung eingestöpselt und die Uberwurfhülse festgeschraubt, die gleiche Ubung am Netzteil, Stecker in die Wanddose - und die Anwärmzeit kann beginnen, 30 Minuten, die Ungeduld erzeugen.

Wie bei allen wirklich guten Geräten offenbaren dann die ersten Musiktakte keine ‚neuen Welten‘, unspektakulär und natürlich tönt es aus den Lautsprechern. Je länger ich aber dem TE 1 zuhörte, umso mehr Details und Feinheiten in der Musik entfalteten sich, wurden deutlich, ließen ahnen, daß hier einiges zu erwarten ist,

1. Der Linearverstärker

Da für mich die Wiedergabe von Tonbändern das Wichtigste ist, habe ich diesem Punkt die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Schrittweise vorgehend, verifizierte ich die folgenden Erkenntnisse und Erfahrungen:

a) Soloinstrumente und kleine Besetzungen

Zunächst hörte ich mein schon mehrfach zitiertes ‚Musikschul-Band‘ ab, welches die unterschiedlichsten Besetzungen und Aufnahmetechniken enthält und daher zur Klärung der Frage, wie ein High-End-Gerät darauf reagiert, bestens geeignet ist, Höchst beachtlich erschien die Wiedergabe eines Trios mit Klavier, Violine und Violoncello. Das Klavier (kleiner Steinway) steht links und ist infolge seiner Präferenz auf einem Kanal nicht leicht abzubilden. Dem TE 1 gelingt das mühelos. Er zeichnet dieses Instrument tonal sauber und ausgewogen, erkennbar als eden Steinway da‘ und reproduziert auch die Größe dieses Flügels einwandfrei. Dabei läßt die Integration in den Raum keine Wünsche offen. Von ausgezeichneter Realitätsnähe ist auch die Darstellung der beiden Streichinstrumente: sonor und .harzig‘ das Cello, weich, singend und völlig tonpräzise die Violine - und auch die Tatsache, daß keine Meister die Bogen führen, wird deutlich dokumentiert. Schwankungen im Bogenstrich,und der insgesamt gröbere, ‚vulgärere" Sound der Schülergeige und des sichernicht von einem alten italienischen Baumeister stammenden Cellos verschweigt der TE 1 nicht; er stellt exakt das in den Hörraum, was die Aufnahme vorgibt. Die erste Erkenntnis also ist, daß dieser Vorverstärker das Klangbild nicht verschönt, sondern ehrlich bleibt. Interessant auch, daß ein ton-technischer Fehler (die Violine saß etwas zu dicht am SM-Mikro) einwandfrei dargestellt wird, was sich im frequenz-und lautheitsbedingten "Wandern" der Geige niederschlägt.
Also kein Verstärker, der "Raum" macht und so eine "gewaltsame" Separation herbeiführt, sondern einer, dessen diesbezügliche Abbildung tatsächlich von der eingespeisten Vorgabe abhängt, Höchst vorteilhaft klang auch das Soloklavier zu vier Händen, das ich seinerzeit sehr direkt aufzeichnete, um bei der Wiedergabe den Eindruck zu suggerieren, das Klavier stünde im Hörraum. Auch das bewältigt der Vorverstärker einwandfrei. Hier nutzt er die durch die Nähe der Mikrofone erzielte Detailvielfalt und -präzision zu ebensolcher Reproduktion. Das Auftreffen der Hämmerchen auf den Saiten, das Einschwingen, Klingen und Ausschwingen der Saiten, der damit einhergehende Impulsaufbau sowie dessen Abklingen, die leichten Mechanikgeräusche des "geschundenen"  Instrumentes - all‘ das wiederzugeben bereitet Tessendorfs Produkt keinerlei Schwierigkeiten. Der Preamp geht locker mit, er ist hörbar gar nicht gefordert, er kann ohrenscheinlich mehr. Da auch das Gitarrenoktett und die Jazz-Combo auf dem Masterband vorbildgetreu "kamen", begann ich nach Schwächen zu suchen. Was ich fand, war aber wiederum nur Mühelosigkeit. Bei dieser Suche nach Minuspunkten stieß ich zudem speziell bei der Jazz-Aufnahme auf eine ganz ausgeprägte Fähigkeit des TE 1: Je mehr ich darauf achtete, umso deutlicher wurde seine ungemein vorbildnahe Wiedergabe des Aufnahmeraumes, bzw. dessen, was die jeweils laufende Aufnahme davon mitbringt respektive übrigläßt.

b) Große Orchester

Dynamik ist auch eine starke Seite des kleinen Stuttgarters. Eine so fein aufgefächerte und durchgezeichnete innere Dynamik, eine solch subtile Darstellung der Binnenstruktur selbst komplexer Signale bieten sicher nicht allzu viele Vorverstärker. Und auch laut darf es werden; nie erscheint der TE 1 angestrengt oder nimmt mit zunehmender dynamischer Last die Raumnachzeichnung zurück, Hat die Aufnahme weitgesteckte Grenzen, dann hat sie auch der TE 1, macht die Aufnahme "zu", dann tut er das auch, was nichts anderes heißen soll, als daß dieser bemerkenswerte Vorverstärker von meinem Programmaterial nicht an seine Grenzen gebracht werden konnte.

Innerhalb polymikrofoner Aufzeichnungen macht er auch in weitem Rahmen die Mikrofonaufstellung hörbar: so konnte ich z.B. mühelos die ORTF-Stütze in einer symphonischen Aufnahme von mir nachvollziehen. Dies vermochten aber auch Besucher; zielsicher lokalisierten geübte Hörer über den TE 1, wann und auch welche Instrumente unter dieser Stütze erklangen.

c) Orgel

Bleiben wir noch ein Weilchen bei lauten Schallereignissen, da solche bei unkorrekt arbeitender Elektronik rasch unangenehm bis lästig werden. Wird eine Orgel "volles Werk" gespielt, können scharfe Mixturen ganz erhebliche Irritationen auslösen, denen der Wunsch abzuschalten, unmittelbar folgt. Mit dem TE 1 habe ich meine zahlreichen Orgel-Master durchgehört; gleich, ob ich laut oder leise abhörte, immer erschien die Wiedergabe spannungsvoll und mit natürlicher, werkinhärenter Dramatik. Dabei finde ich es besonders vorteilhaft, daß man mit dem Tessendorf auch leise bis sehr leise hören kann, ohne daß die binnendynamischen Strukturen zerstört werden. Immer, bei lauter oder leiser Reproduktion, vermittelte dieser Preamp lebendige, subtil ausgeleuchtete und durchgezeichnete Musikwiedergabe. Und dies ist, wie Sie wissen, nicht gerade einfach zu realisieren hier ist es gelungen und ist mit ein Beweis für die ausgezeichnete innere Dynamik der eingesetzten Schaltung.

d) Stimmen und Chöre, Gruppen

Wie immer hörte ich meine altbekannten Solisten-, Chor- und Ensembleaufnahmen ab. Mit dem TESSENDORF TE 1 erfuhren sie eine Wiedergabe, bei der ich versucht bin, die Formulierung "fast perfekt" zu verwenden. Besonders bemerkenswert erschien mir neben der tonalen Genauigkeit seine auch hier auffallende Fähigkeit, den jeweiligen Aufnahmeraum zu reproduzieren.

Bei der bolivianischen Gruppe "Suma Naira", aufgenommen im Kammermusiksaal der Bonner Beethovenhalle, beeindruckte nicht zuletzt die tatsächlich spürbare Wiedergabe von Impulsen, Anrißgeräusche des südamerikanischen "Charango de quirquincho" standen real im Hörraum, die tiefen und dumpfen Schläge der Wankara drückten aufs Zwerchfell.

Weibliche und männliche Stimmen, sei es höchste Kopflage, Mezzosopran oder Alt (besonders schön: Mercedes Sosa!), ausdrucksstarker männlicher Baß, Kinderstimmen - der TE 1 zeigte sich auch hier von seiner besten Seite.

e) Impulse - ein besonderes Thema

Im High-End-Bereich gibt es wohl kaum noch einen Vorverstärker, der grobe tonale Fehler macht. In der Regel wird man von tonrichtiger Wiedergabe ausgehen können - schwierig wird es erst in Fragen winziger bis minimalster Details. Vollends heikel ist der Versuch, nicht nur Klang zu transportieren, sondern auch (zumindest teilweise) dessen physische Beschaffenheit. Damit meine ich folgendes: Wenn z.B. ein Glöckchen angeschlagen wird, ist die Wiedergabe des Klanges als solchem heute kein Problem mehr - aber wieviele Vorverstärker gibt es, die den Anschlag spürbar erscheinen lassen? Der TE 1 beherrscht dieses Meisterstückchen. Mit der exzellent aufgenommenen CD "Villancicos" (siehe Rezension in diesem Heft) läßt sich dieser Komplex sehr gut nachvollziehen. Zahlreiche Formen von Schlaginstrumenten machen sie zum Demo-Objekt schlechthin: Wenn Sie den TE 1 in eine leistungsfähige und neutrale Kette einschleifen, erzielen Sie nicht nur hör- sondern auch spürbare Reproduktion selbst schwierigster Details. Der Schwingungsaufbau und -verlauf in einem angeschlagenen Medium erscheint anspringend deutlich. Die äußerst komplizierten Schwingungsverläufe einer Santur vermag der TE 1 ebenfalls so exakt aufzulösen und spürbar (druckvoll), aber ohne Härte oder Schärfe wiederzugeben, daß auch abgebrühte und langjährig erfahrene Hörer sich der "Rauschwirkung" eines solchen Klanggemäldes ergeben.

f) Raumdiskussionen

Zum TESSENDORF TE 1 habe ich einige mitbekommen. Zuweilen heißt es, er würde das Klanggeschehen "nach vorne verlagern". Mit eigenen Aufnahmen konnte ich einwandfrei nachweisen, daß dies nicht so ist. Vielmehr begründet sich jener Eindruck bei Fremdaufnahmen (Unbekannten also!) meines Erachtens in der vorgeschriebenen, sehr realitätsnahen, ich möchte fast sagen "percussiven" Nach- und Durchzeichnung impulshafter Klänge, die die auditive Aufmerksamkeit bei emotionalen Hörern natürlich besonders auf sich lenken. Tatsache ist, daß eine "Raumverschiebung" nicht stattfindet.
Auffällig ist ferner die Fähigkeit des TE 1, aufnahmeinhärente "Räumlichkeiten" so weit und in der Form hinter den Boxenstandorten zu zeichnen, wie sie ihm von der Tonquelle vorgegeben werden. Enthält die laufende Aufnahme extreme Raumanteile (Laufzeiten, Hall etc.) wie auf der CD "Villancicos", dann bringt der TE 1 das rüber, enthält sie Fehler, dann dokumentiert er die genau so "gnadenlos". Das Hineinhören in eine Aufnahme gestaltet sich auf alle Fälle zur spannenden Beschäftigung, weshalb der TE 1 aus meiner Sicht der Dinge der ideale Partner für Studiomonitore oder Lautsprecher mit vergleichbaren Meriten ist.

2. Der Phonoteil

Wie in der Beschreibung schon angemerkt, kann man am TE 1 einen MC- und gleichzeitig einen MM-Tonabnehmer anschließen und mittels Kippschalter zwischen beiden wählen. Die Umschaltung geht jeweils mit einem kleinen Störgeräusch einher, ein Schönheitsfehler, denn man schaltet ja normalerweise nicht allzu oft um. Mit Hilfe der kanalweise vorhandenen DIL-Schalter lassen sich auch eher schwierige Tonabnehmer, wie etwa das EMT TSD 15, korrekt abschließen.
Schaltet man von einem Hochpegel-(AUX-) Eingang auf MC um, steigt üblicherweise der Rauschpegel bei gegebener Abhörlautstärke wesentlich an. Nicht so beim TE 1: Phono MC ist frappierend still - bei vorbild-gerechter (und räumadäquater) Lautstärke ist zwischen AUX und MC nur dann ein Unterschied zuungunsten des MC-Zweiges hörbar, wenn man nahe an die Boxen herangeht. Kompliment, Herr Tessendorf!

Auch für diesen Teil der Untersuchungen konnte ich weitgehend auf Eigenaufnahmen zurückgreifen, die ja teilweise als Plattenveröffentlichungen vorliegen. Die Positionen a) bis f) des Line-Testteils habe ich in der gleichen Reihenfolge und Gewichtung vorgenommen. Als Tonabnehmer diente wie immer bei mir das EMT TSD 15 mit SFLNadel am Tonarm EMT 929. Nur habe ich diesmal den im Plattenspieler EMT 930 st integrierten Vorvorverstärker umgangen und den Ausgang des Tonarms direkt mit dem MC-Eingang des TE 1 verbunden. Hierzu verwendete ich ein zweipoliges, doppelt geschirmtes Studiokabel, das sich durch hervorragende Neutralität und Resistenz gegenüber Störeinstrahlungen auszeichnet. Die Ergebnisse der gehörmäßigen Untersuchung möchte ich wegen ihrer Nähe zu denen des vorangegangenen Testteils abkürzen, daher im "Telegrammstil" nur folgendes:

zu a)
Beeindruckend sauber reproduziert der TE 1 die schwierige Verbindung von Klavier, Violine und Cello. Die Wiedergabe erschien stets verfärbungsarm, kraftvoll, detailliert durchgezeichnet und dynamisch genau abgestuft. Um die drei Instrumente, die einwandfrei im Gesamtraum integriert waren, blieb originalnahe "Luft", das Klangbild war von natürlicher Geschlossenheit und Stimmigkeit.

zu b)
Dank der dynamischen Fähigkeiten bestand der TESSENDORF TE 1 auch diesen schwierigen Test ohne Mühe. Der MC-Teil verarbeitet, nicht zuletzt wohl auch wegen seiner Rauscharmut, feine und feinste Klangschattierungen, wobei gut aufgenommene und gepreßte Platten mit beeindruckendem ‚Hineinhören in den Raum‘ erfreuen. Bei meiner weiter vorne unter b) beschriebenen Orchesteraufnahme blieb der TE 1 "dicht am Band", wenngleich natürlich gegenüber dem Original-Master einige technisch unvermeidliche Abstriche zu machen waren - aber mehr, als die Platte vorgibt, ist beim besten Willen nicht herauszuholen. Die Genauigkeit des MC Prepre dokumentiert sich nicht zuletzt in der exakten und "am Band hängenden" Nachzeichnung auch subtiler feindynamischer Raster. Und auch die tontechnischen Modalitäten bleiben noch gut erkennbar -ein Faktum, das dem MC-Schaltkreis ein denkbar gutes Zeugnis ausstellt.

zu c)
Tonal gibt es hier keinerlei Abstriche, der MC-Teil folgt genau dem linear arbeitenden Abtaster. Bei den lange gehaltenen Tönen einer Orgel wird außerdem deutlich, wie sehr doch eine Schallplatte gegenüber dem Masterband zurückgenommen ist. Ohne den Direktvergleich zum Original aber erscheint auch hier die Wiedergabe voll und dynamisch. Wie gesagt - dies ist kein Manko des Verstärkers, sondern ein solches des Tonträgers.

zu d)
Hier mußte ich auf meine Live-Aufnahmen aus dem Hochland von Peru zurückgreifen, da von den zuvor genannten (für den Rundfunk gefertigten) Aufnahmen keine LPs existierten. Ich möchte nicht in neuerliche langatmige Beschreibungen einsteigen, deshalb nur soviel: Der TE 1 schuf durch seine neutrale und ebenso impulsgenaue wie schnelle Reproduktion ein berückend live-nahes Abbild der damaligen Situationen, ich hörte meine eigene Plattenproduktion wieder und wieder, erinnerte mich dabei an vergessene Einzelheiten und erlebte jene emotionalen Schwingungen, die man bei Lieblingsthemen empfindet. Gibt es ein schlüssigeres Kompliment für ein gelungenes Gerät?

zu e) und f)
Die Impulswiedergabe erleidet seitens des TE 1 keine Einbußen. Sollten Sie irgendwelche Fragezeichen zu hören glauben, würde ich empfehlen, an der übrigen Kette anzusetzen. Der kleine Vorverstärker reagiert -gerade im MC-Zweig! - äußerst sensibel auf Kabel und Steckverbindungen, unterstreicht damit die von mir gewählte Uberschrift dieses Aufsatzes.
Ich finde an der Impulszeichnung, die ich hauptsächlich mit alter Musik nachgeprüft habe, nichts zu bemängeln. Im Gegenteil, die von mir weiter oben als "percussiv" bezeichnete Schnelligkeit bleibt auch via MCTeil im Rahmen der schallplatten- und tonabnehmerseitigen Fähigkeiten erhalten. 

Die Raumabzeichnung ist über MC nicht ganz so weit wie über Line (und Master-band), was seine Ursache vermutlich in der Software hat.
Tonale und dynamische Geschlossenheit bleiben erhalten, der strukturelle Aufbau der inneren Dynamik. wird sauber dargestellt.

Überspielungen

Das etwas ungewöhnliche Konzept des Tonbandausganges ohne Monitorzweig schafft leider einige Probleme. So, wie der TE 1 bei mir stand, ist es zwar ohne weiteres möglich, von laufender Schallplatten- oder Rundfunkwiedergabe eine Tonband- oder DAT-Aufzeichnung zu machen, doch muß man einige Spielregeln beachten.
Der TB-Ausgang ist sehr rauscharm und daher digitalfähig, weshalb ich meinen DTC 1000 ES dort anschloß. "‚TB-AUS" nach "Line in" am DAT-Recorder, "Line out" nach "AUX 1" am TE 1. So angeschlossen, konnte ich mit dem DTC 1000 laufende Programme in exzellenter Qualität aufnehmen - nur darf man während einer laufenden Aufnahme keinesfalls nach "AUX", Wiedergabe also, umschalten: der TE 1 produziert dann heftige Störungen, die zur sofortigen Ubersteuerung der Aufnahme führen. Eine Rücksprache mit dem Entwickler brachte folgende Empfehlung: Der Ausgang "TB-AUS" ist über einen Operationsverstärker entkoppelt und verfügt über so wenig Bauteile wie möglich -im Interesse des Klanges, was die ausgezeichnete Aufnahmequalität ja auch bestätigte. Wer mit einer normalen Dreikopf-Maschine aufnehmen will, sollte dies bei Bestellung des TE 1 angeben, herstellerseitig wird dann eine Schaltungsänderung vorgenommen, die die genannten Probleme vermeidet. Nur - eine echte Monitorschaltung ist das dann noch immer nicht. Dreht man die Argumentation um, läßt sich formulieren: Der TE 1 ist für modernste Aufzeichnungsmedien geeignet - DAT benötigt keine Hinterbandkontrolle. Und wer partout hören will, was der Recorder momentan auf das Band schreibt, kann am DTC 1000 via Kopfhörerausgang direkt hinterdigital abhören.

Zusammenfassung

Im Langzeit-Hörtest erwies sich der TESSENDORF TE 1 als ein modern und puristisch konzipiertes Gerät mit ausgezeichneter Wiedergabequalität. Seine besonderen Stärken liegen in der ungemein natürlich wirkenden tonalen und räumlichen Reproduktion. Er bietet dazu nicht alltägliche Impulsgenauigkeit und -auflösung. Seine gediegene Verarbeitung macht ihn zum Schmuckstück jeder High-End-Anlage - nur zum Protzen ist er zu klein. Wer zu den puristischen Hörern zählt, wird an diesem Gerät viel Freude haben und auch die etwas gewöhnungsbedürftige Lautstärkeregelung mit der Kombination Stufenschaltung/Dämpfungsschalter vorbehaltlos akzeptieren. Wer möchte, kann ihn auch mit normalem Drehpoti erwerben, doch laut Hersteller ist der Stufenschalter besser.
Der TE 1 ist nicht gerade billig, angesichts seiner musikalischen und technischen Qualitäten kann man es aber sehr lange mit ihm aushalten und je nach Tageskondition entspannt Musik genießen oder auf Entdeckungsreise durch Frontend und Kabel gehen - die filigran und äußerst subtil zeichnende "Diva" TE 1 leiht sich willfährig allen Neigungen. Wie gesagt, ein rundum sympathisches Gerät.

-WD

Vorverstärker TESSENDORF TE 1
Hersteller:
TE Audio Systeme U. Tessendorf
Krehlstr. 13, 70563 Stuttgart
Tel. 0711 - 7351574
Preis: ca. DM 5.800,-


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Stand 21.11.2005