Nicht wenige Audiophile bevorzugen
Geräte, die auf das Wesentliche reduziert sind. Oft genug rekrutiert
sich dieser puristische Hörerkreis aus Menschen, die eine tiefe
Verbindung zur Musik besitzen und zugleich hohe Ansprüche an deren
Wiedergabe (über technische Mittler) stellen. Solche Anwender wollen
ihr Gerät einschalten, die Lautstärke einregeln und dann nur noch
genießen.
An diese Gruppe wendet sich der Stuttgarter Hersteller TESSENDORF
AUDIO-SYSTEME mit seinem Vorverstärker TE 1.
Beschreibung
Der TE 1 ist klein, sein ganzer Habitus vermittelt
Wertigkeit und Qualität. Das Testgerät hatte ein weißes Gehäuse mit
spiegel-verchromter Frontplatte. Dieses Gehäuse besteht aus zwei
Millimeter starkem, verripptem Metall, die überkragende Frontplatte
ist beachtliche fünf Millimeter dick; die Beschriftungen sind
handgraviert. Die Vorderseite des kleinen Preamp wird von dem relativ
großen Lautstärkesteller beherrscht, der als Stufenschalter
ausgebildet ist. Nach rechts zu folgen drei kleine, aber präzise und
sicher rastende Kippschalter:
Der erste ist der ‚Mute‘-Schalter, mit dem das Gerät über eine
Relaissteuerung ausgangsseitig stummgeschaltet, aber nicht von der
Stromversorgung getrennt wird, der zweite Kippschalter unterteilt die
zwölf Lautstärkestufen des Volume-Stellers, d.h., eine gerade gewählte
Lautstärke läßt sich mit diesem Schalter um etwa 3dB absenken. Auf
diese Weise ergeben sich 24 Lautstärke-Schaltstufen. Der dritte
Schalter schließlich erlaubt die Umschaltung zwischen MM-und MC-System
- zugehörige
separate Anschlüsse dazu sind auf der Geräterückseite vorhanden. Mit
dem kleinen Drehsteller auf der rechten Frontplattenseite kann man die
verschiedenen Eingänge (TA, CD, AUX 1 und AUX 2) anwählen.
Unmittelbar neben dem Firmenlogo befindet sich zur Betriebskontrolle
eine kleine grüne LED. Zwecks Vervollständigung der
Frontenbeschreibung und weiterer Verdeutlichung der qualitativen
Detaillösungen möchte ich hier noch erwähnen, daß die
Befestigungsschrauben der Frontplatte (In-bus) ebenfalls verchromt
sind - für
den Klang unwichtig, zeugt dies aber doch mit für den liebevollen und
sorgfältigen Aufbau des TE 1.
Auf der Rückseite sind die Cinch-Anschlußbuchsen montiert; Siegbert
Tessendorf verwendet hochwertige vergoldete Typen aus gefrästem und
gedrehtem Material.
Obwohl der TE 1 leider über keinen Monitorzweig verfügt (zur
Hinterbandkontrolle oder zum Einschleifen von Zusatzgeräten), ist ein
mit "TB-Aus" beschrifteter Ausgang vorhanden. An diesem Buchsenpaar
kann man ein Signal für Tonbandaufnahmen abgreifen
- allerdings ist
dieses Konzept nicht ganz problemlos, mehr darüber weiter unten.
Eine stabile Polklemme für eventuell
erforderliche Masseverbindungen wurde auch nicht vergessen. Die
Stromversorgung ist ausgelagert, der TE 1 wird mit einem separaten
Netzteil geliefert, das über ein 7-poliges Kabel mit
DINKleintuchelstecker (verschraubt) die Versorgungsspannung an den
Preamp liefert. Auch dieses Netzteil ist beachtlich stabil aufgebaut;
aufgrund seiner Konzipierung für Dauerbetrieb wird es nicht warm, man
kann (und sollte) es ständig eingeschaltet lassen.
Zurück zum Vorverstärker selbst. Das Gehäuse läßt sich nach Lösen von
vier Kreuzschlitzschrauben mühelos abnehmen. Dies ist wichtig, um die
DIL-Schalter (~Mäuseklaviere1) auf den Platinen auf den
jeweils verwendeten Tonabnehmer einzustellen; ferner werden zudem die
freien Sockelelemente zugänglich, so daß sich ggf. weitere Bauteile
zur Anpassung einsetzen lassen. Hat man das Gerät offen vor sich
stehen, fällt die bestechende Verarbeitung ins Auge:
Zwei äußerst sorgfältig gefertigte und sauber bestückte Platinen sind
übereinander angeordnet. Die einzelnen Bauteile sind nicht gerade die
billigsten, liebevoll und präzise sind die Anschlüsse verlegt, sauber
ausgerichtet präsentieren sich Widerstände und Dioden, und die
gekonnten Lötpunkte lassen bei jedem Techniker Freude aufkommen
- denn, wie erinnerlich, der TE 1 wird nicht
vom Bestückungsautomaten gefertigt, sondern entsteht Transistor für
Diode in Handarbeit! Besonders sehenswert ist der Stufenschalter für
die Lautstärke: eine Batterie von Widerständchen ist mit den
Einzel-kontakten verlötet, ein jedes sauber eingepaßt. Nerven muß der
Mann haben...
Thermisch ist das Gerät geschickt ausgelegt: binnen
30 Minuten hat es seine Betriebs-temperatur erreicht, die dann sehr
konstant bleibt, Auch dies läßt auf eine ebenso sorgfältig wie
überlegt konstruierte Schaltung schließen.
Hörmodalitäten
Ich möchte im folgenden versuchen, die
ausgetretenen Pfade üblicher Methodik etwas zu verlassen und
Vorgehensweisen anwenden, die mir nicht nur praxistauglicher, sondern
- vor allem! -
aussagefähiger und leichter nachvollziehbar erscheinen. Soll heißen:
Ich werde Linear- und Phonoteil getrennt untersuchen und ihr
Zusammenwirken am Schluß beschreiben, Während der vielen Monate, die
der TESSENDORF TE 1 bei mir lief, war er mit folgenden Geräten
verbunden:
DAT-Recorder SONY DTC-l000 ES CD-Player PHILIPS
CD 650
Bandmaschine REVOX PR 99 Tuner SANSUI TU 9900
Plattenspieler EMT 930 st
Lautsprecher SPENDOR BC 1 A ARD (aktive Studiomonitore)
Natürlich kann man all diese Geräte nicht
gleichzeitig am TE 1 anschließen; demzufolge habe ich ihn separat
aufgestellt und sukzessive mit den Geräten aus der obigen Aufstellung
verbunden, die gerade benötigt wurden.
Erste praktische Eindrücke
Der Umgang in der Praxis macht Freude, allenthalben
vermittelt der TE 1 Wertigkeit. Die Stecker fassen satt und sicher,
die Cinch-Buchsen sind von hoher Qualität. Das Anschlußfeld ist zwar
nicht sehr groß, aber dennoch übersichtlich und gut zugänglich. Am
Ende noch den Kleintuchel der Stromversorgung eingestöpselt und die
Uberwurfhülse festgeschraubt, die gleiche Ubung am Netzteil, Stecker
in die Wanddose - und die Anwärmzeit kann
beginnen, 30 Minuten, die Ungeduld erzeugen.
Wie bei allen wirklich guten Geräten offenbaren
dann die ersten Musiktakte keine ‚neuen Welten‘, unspektakulär und
natürlich tönt es aus den Lautsprechern. Je länger ich aber dem TE 1
zuhörte, umso mehr Details und Feinheiten in der Musik entfalteten
sich, wurden deutlich, ließen ahnen, daß hier einiges zu erwarten ist,
1. Der Linearverstärker
Da für mich die Wiedergabe von Tonbändern
das Wichtigste ist, habe ich diesem Punkt die größte Aufmerksamkeit
geschenkt. Schrittweise vorgehend, verifizierte ich die folgenden
Erkenntnisse und Erfahrungen:
a) Soloinstrumente und kleine Besetzungen
Zunächst hörte ich mein schon mehrfach zitiertes
‚Musikschul-Band‘ ab, welches die unterschiedlichsten Besetzungen und
Aufnahmetechniken enthält und daher zur Klärung der Frage, wie ein
High-End-Gerät darauf reagiert, bestens geeignet ist, Höchst
beachtlich erschien die Wiedergabe eines Trios mit Klavier, Violine
und Violoncello. Das Klavier (kleiner Steinway) steht links und ist
infolge seiner Präferenz auf einem Kanal nicht leicht abzubilden. Dem
TE 1 gelingt das mühelos. Er zeichnet dieses Instrument tonal sauber
und ausgewogen, erkennbar als eden Steinway da‘ und reproduziert auch
die Größe dieses Flügels einwandfrei. Dabei läßt die Integration in
den Raum keine Wünsche offen. Von ausgezeichneter Realitätsnähe ist
auch die Darstellung der beiden Streichinstrumente: sonor und .harzig‘
das Cello, weich, singend und völlig tonpräzise die Violine
- und auch die Tatsache, daß keine
Meister die Bogen führen, wird deutlich dokumentiert. Schwankungen im
Bogenstrich,und der insgesamt gröbere, ‚vulgärere" Sound der
Schülergeige und des sichernicht von einem alten italienischen
Baumeister stammenden Cellos verschweigt der TE 1 nicht; er stellt
exakt das in den Hörraum, was die Aufnahme vorgibt. Die erste
Erkenntnis also ist, daß dieser Vorverstärker das Klangbild nicht
verschönt, sondern ehrlich bleibt. Interessant auch, daß ein
ton-technischer Fehler (die Violine saß etwas zu dicht am SM-Mikro)
einwandfrei dargestellt wird, was sich im frequenz-und
lautheitsbedingten "Wandern" der Geige niederschlägt.
Also kein Verstärker, der "Raum" macht und so eine "gewaltsame"
Separation herbeiführt, sondern einer, dessen diesbezügliche Abbildung
tatsächlich von der eingespeisten Vorgabe abhängt, Höchst vorteilhaft
klang auch das Soloklavier zu vier Händen, das ich seinerzeit sehr
direkt aufzeichnete, um bei der Wiedergabe den Eindruck zu
suggerieren, das Klavier stünde im Hörraum. Auch das bewältigt der
Vorverstärker einwandfrei. Hier nutzt er die durch die Nähe der
Mikrofone erzielte Detailvielfalt und -präzision zu ebensolcher
Reproduktion. Das Auftreffen der Hämmerchen auf den Saiten, das
Einschwingen, Klingen und Ausschwingen der Saiten, der damit
einhergehende Impulsaufbau sowie dessen Abklingen, die leichten
Mechanikgeräusche des "geschundenen" Instrumentes
- all‘ das wiederzugeben bereitet
Tessendorfs Produkt keinerlei Schwierigkeiten. Der Preamp geht locker
mit, er ist hörbar gar nicht gefordert, er kann ohrenscheinlich mehr.
Da auch das Gitarrenoktett und die Jazz-Combo auf dem Masterband
vorbildgetreu "kamen", begann ich nach Schwächen zu suchen. Was ich
fand, war aber wiederum nur Mühelosigkeit. Bei dieser Suche nach
Minuspunkten stieß ich zudem speziell bei der Jazz-Aufnahme auf eine
ganz ausgeprägte Fähigkeit des TE 1: Je mehr ich darauf achtete, umso
deutlicher wurde seine ungemein vorbildnahe Wiedergabe des
Aufnahmeraumes, bzw. dessen, was die jeweils laufende Aufnahme davon
mitbringt respektive übrigläßt.
b) Große Orchester
Dynamik ist auch eine starke Seite des kleinen
Stuttgarters. Eine so fein aufgefächerte und durchgezeichnete innere
Dynamik, eine solch subtile Darstellung der Binnenstruktur selbst
komplexer Signale bieten sicher nicht allzu viele Vorverstärker. Und
auch laut darf es werden; nie erscheint der TE 1 angestrengt oder
nimmt mit zunehmender dynamischer Last die Raumnachzeichnung zurück,
Hat die Aufnahme weitgesteckte Grenzen, dann hat sie auch der TE 1,
macht die Aufnahme "zu", dann tut er das auch, was nichts anderes
heißen soll, als daß dieser bemerkenswerte Vorverstärker von meinem
Programmaterial nicht an seine Grenzen gebracht werden konnte.
Innerhalb polymikrofoner Aufzeichnungen macht er
auch in weitem Rahmen die Mikrofonaufstellung hörbar: so konnte ich
z.B. mühelos die ORTF-Stütze in einer symphonischen Aufnahme von mir
nachvollziehen. Dies vermochten aber auch Besucher; zielsicher
lokalisierten geübte Hörer über den TE 1, wann und auch welche
Instrumente unter dieser Stütze erklangen.
c) Orgel
Bleiben wir noch ein Weilchen bei lauten
Schallereignissen, da solche bei unkorrekt arbeitender Elektronik
rasch unangenehm bis lästig werden. Wird eine Orgel "volles Werk"
gespielt, können scharfe Mixturen ganz erhebliche Irritationen
auslösen, denen der Wunsch abzuschalten, unmittelbar folgt. Mit dem TE
1 habe ich meine zahlreichen Orgel-Master durchgehört; gleich, ob ich
laut oder leise abhörte, immer erschien die Wiedergabe spannungsvoll
und mit natürlicher, werkinhärenter Dramatik. Dabei finde ich es
besonders vorteilhaft, daß man mit dem Tessendorf auch leise bis sehr
leise hören kann, ohne daß die binnendynamischen Strukturen zerstört
werden. Immer, bei lauter oder leiser Reproduktion, vermittelte dieser
Preamp lebendige, subtil ausgeleuchtete und durchgezeichnete
Musikwiedergabe. Und dies ist, wie Sie wissen, nicht gerade einfach zu
realisieren — hier ist es gelungen und ist
mit ein Beweis für die ausgezeichnete innere Dynamik der eingesetzten
Schaltung.
d) Stimmen und Chöre, Gruppen
Wie immer hörte ich meine altbekannten Solisten-,
Chor- und Ensembleaufnahmen ab. Mit dem TESSENDORF TE 1 erfuhren sie
eine Wiedergabe, bei der ich versucht bin, die Formulierung "fast
perfekt" zu verwenden. Besonders bemerkenswert erschien mir neben der
tonalen Genauigkeit seine auch hier auffallende Fähigkeit, den
jeweiligen Aufnahmeraum zu reproduzieren.
Bei der bolivianischen Gruppe "Suma Naira",
aufgenommen im Kammermusiksaal der Bonner Beethovenhalle, beeindruckte
nicht zuletzt die tatsächlich spürbare Wiedergabe von Impulsen,
Anrißgeräusche des südamerikanischen "Charango de quirquincho" standen
real im Hörraum, die tiefen und dumpfen Schläge der Wankara drückten
aufs Zwerchfell.
Weibliche und männliche Stimmen, sei es höchste
Kopflage, Mezzosopran oder Alt (besonders schön: Mercedes Sosa!),
ausdrucksstarker männlicher Baß, Kinderstimmen
- der TE 1 zeigte sich auch hier
von seiner besten Seite.
e) Impulse -
ein besonderes Thema
Im High-End-Bereich gibt es wohl kaum noch einen
Vorverstärker, der grobe tonale Fehler macht. In der Regel wird man
von tonrichtiger Wiedergabe ausgehen können - schwierig wird es erst
in Fragen winziger bis minimalster Details. Vollends heikel ist der
Versuch, nicht nur Klang zu transportieren, sondern auch (zumindest
teilweise) dessen physische Beschaffenheit. Damit meine ich folgendes:
Wenn z.B. ein Glöckchen angeschlagen wird, ist die Wiedergabe des
Klanges als solchem heute kein Problem mehr
- aber wieviele Vorverstärker gibt
es, die den Anschlag spürbar erscheinen lassen? Der TE 1
beherrscht dieses Meisterstückchen. Mit der exzellent aufgenommenen CD
"Villancicos" (siehe Rezension in diesem Heft) läßt sich dieser
Komplex sehr gut nachvollziehen. Zahlreiche Formen von
Schlaginstrumenten machen sie zum Demo-Objekt schlechthin: Wenn Sie
den TE 1 in eine leistungsfähige und neutrale Kette einschleifen,
erzielen Sie nicht nur hör- sondern auch spürbare Reproduktion selbst
schwierigster Details. Der Schwingungsaufbau und -verlauf in einem
angeschlagenen Medium erscheint anspringend deutlich. Die äußerst
komplizierten Schwingungsverläufe einer Santur vermag der TE 1
ebenfalls so exakt aufzulösen und spürbar (druckvoll), aber ohne Härte
oder Schärfe wiederzugeben, daß auch abgebrühte und langjährig
erfahrene Hörer sich der "Rauschwirkung" eines solchen Klanggemäldes
ergeben.
f) Raumdiskussionen
Zum TESSENDORF TE 1 habe ich einige mitbekommen.
Zuweilen heißt es, er würde das Klanggeschehen "nach vorne verlagern".
Mit eigenen Aufnahmen konnte ich einwandfrei nachweisen, daß dies
nicht so ist. Vielmehr begründet sich jener Eindruck bei
Fremdaufnahmen (Unbekannten also!) meines Erachtens in der
vorgeschriebenen, sehr realitätsnahen, ich möchte fast sagen
"percussiven" Nach- und Durchzeichnung impulshafter Klänge, die die
auditive Aufmerksamkeit bei emotionalen Hörern natürlich besonders auf
sich lenken. Tatsache ist, daß eine "Raumverschiebung" nicht
stattfindet.
Auffällig ist ferner die Fähigkeit des TE 1, aufnahmeinhärente
"Räumlichkeiten" so weit und in der Form hinter den Boxenstandorten zu
zeichnen, wie sie ihm von der Tonquelle vorgegeben werden. Enthält die
laufende Aufnahme extreme Raumanteile (Laufzeiten, Hall etc.) wie auf
der CD "Villancicos", dann bringt der TE 1 das rüber, enthält sie
Fehler, dann dokumentiert er die genau so "gnadenlos". Das Hineinhören
in eine Aufnahme gestaltet sich auf alle Fälle zur spannenden
Beschäftigung, weshalb der TE 1 aus meiner Sicht der Dinge der ideale
Partner für Studiomonitore oder Lautsprecher mit vergleichbaren
Meriten ist.
2. Der Phonoteil
Wie in der Beschreibung schon angemerkt, kann man
am TE 1 einen MC- und gleichzeitig einen MM-Tonabnehmer anschließen
und mittels Kippschalter zwischen beiden wählen. Die Umschaltung geht
jeweils mit einem kleinen Störgeräusch einher, ein Schönheitsfehler,
denn man schaltet ja normalerweise nicht allzu oft um. Mit Hilfe der
kanalweise vorhandenen DIL-Schalter lassen sich auch eher schwierige
Tonabnehmer, wie etwa das EMT TSD 15, korrekt abschließen.
Schaltet man von einem Hochpegel-(AUX-) Eingang auf MC um, steigt
üblicherweise der Rauschpegel bei gegebener Abhörlautstärke wesentlich
an. Nicht so beim TE 1: Phono MC ist frappierend still
- bei vorbild-gerechter (und
räumadäquater) Lautstärke ist zwischen AUX und MC nur dann ein
Unterschied zuungunsten des MC-Zweiges hörbar, wenn man nahe an die
Boxen herangeht. Kompliment, Herr Tessendorf!
Auch für diesen Teil der Untersuchungen konnte ich
weitgehend auf Eigenaufnahmen zurückgreifen, die ja teilweise als
Plattenveröffentlichungen vorliegen. Die Positionen a) bis f) des
Line-Testteils habe ich in der gleichen Reihenfolge und Gewichtung
vorgenommen. Als Tonabnehmer diente wie immer bei mir das EMT TSD 15
mit SFLNadel am Tonarm EMT 929. Nur habe ich diesmal den im
Plattenspieler EMT 930 st integrierten Vorvorverstärker umgangen und
den Ausgang des Tonarms direkt mit dem MC-Eingang des TE 1 verbunden.
Hierzu verwendete ich ein zweipoliges, doppelt geschirmtes
Studiokabel, das sich durch hervorragende Neutralität und Resistenz
gegenüber Störeinstrahlungen auszeichnet. Die Ergebnisse der
gehörmäßigen Untersuchung möchte ich wegen ihrer Nähe zu denen des
vorangegangenen Testteils abkürzen, daher im "Telegrammstil" nur
folgendes:
zu a)
Beeindruckend sauber reproduziert der TE 1 die schwierige
Verbindung von Klavier, Violine und Cello. Die Wiedergabe erschien
stets verfärbungsarm, kraftvoll, detailliert durchgezeichnet und
dynamisch genau abgestuft. Um die drei Instrumente, die einwandfrei im
Gesamtraum integriert waren, blieb originalnahe "Luft", das Klangbild
war von natürlicher Geschlossenheit und Stimmigkeit.
zu b)
Dank der dynamischen Fähigkeiten bestand der TESSENDORF TE 1 auch
diesen schwierigen Test ohne Mühe. Der MC-Teil verarbeitet, nicht
zuletzt wohl auch wegen seiner Rauscharmut, feine und feinste
Klangschattierungen, wobei gut aufgenommene und gepreßte Platten mit
beeindruckendem ‚Hineinhören in den Raum‘ erfreuen. Bei meiner weiter
vorne unter b) beschriebenen Orchesteraufnahme blieb der TE 1 "dicht
am Band", wenngleich natürlich gegenüber dem Original-Master einige
technisch unvermeidliche Abstriche zu machen waren
- aber mehr, als die Platte
vorgibt, ist beim besten Willen nicht herauszuholen. Die Genauigkeit
des MC Prepre dokumentiert sich nicht zuletzt in der exakten und "am
Band hängenden" Nachzeichnung auch subtiler feindynamischer Raster.
Und auch die tontechnischen Modalitäten bleiben noch gut erkennbar
-ein Faktum, das dem MC-Schaltkreis
ein denkbar gutes Zeugnis ausstellt.
zu c)
Tonal gibt es hier keinerlei Abstriche, der MC-Teil folgt genau
dem linear arbeitenden Abtaster. Bei den lange gehaltenen Tönen einer
Orgel wird außerdem deutlich, wie sehr doch eine Schallplatte
gegenüber dem Masterband zurückgenommen ist. Ohne den Direktvergleich
zum Original aber erscheint auch hier die Wiedergabe voll und
dynamisch. Wie gesagt - dies ist
kein Manko des Verstärkers, sondern ein solches des Tonträgers.
zu d)
Hier mußte ich auf meine Live-Aufnahmen aus dem Hochland von Peru
zurückgreifen, da von den zuvor genannten (für den Rundfunk
gefertigten) Aufnahmen keine LPs existierten. Ich möchte nicht in
neuerliche langatmige Beschreibungen einsteigen, deshalb nur soviel:
Der TE 1 schuf durch seine neutrale und ebenso impulsgenaue wie
schnelle Reproduktion ein berückend live-nahes Abbild der damaligen
Situationen, ich hörte meine eigene Plattenproduktion wieder und
wieder, erinnerte mich dabei an vergessene Einzelheiten und erlebte
jene emotionalen Schwingungen, die man bei Lieblingsthemen empfindet.
Gibt es ein schlüssigeres Kompliment für ein gelungenes Gerät?
zu e) und f)
Die Impulswiedergabe erleidet seitens des TE 1 keine Einbußen.
Sollten Sie irgendwelche Fragezeichen zu hören glauben, würde ich
empfehlen, an der übrigen Kette anzusetzen. Der kleine Vorverstärker
reagiert -gerade im MC-Zweig!
- äußerst sensibel auf Kabel und
Steckverbindungen, unterstreicht damit die von mir gewählte
Uberschrift dieses Aufsatzes.
Ich finde an der Impulszeichnung, die ich hauptsächlich mit alter
Musik nachgeprüft habe, nichts zu bemängeln. Im Gegenteil, die von mir
weiter oben als "percussiv" bezeichnete Schnelligkeit bleibt auch via
MCTeil im Rahmen der schallplatten- und tonabnehmerseitigen
Fähigkeiten erhalten.
Die Raumabzeichnung ist über MC nicht ganz so weit
wie über Line (und Master-band), was seine Ursache vermutlich in der
Software hat.
Tonale und dynamische Geschlossenheit bleiben erhalten, der
strukturelle Aufbau der inneren Dynamik. wird sauber dargestellt.
Überspielungen
Das etwas ungewöhnliche Konzept des
Tonbandausganges ohne Monitorzweig schafft leider einige Probleme. So,
wie der TE 1 bei mir stand, ist es zwar ohne weiteres möglich, von
laufender Schallplatten- oder Rundfunkwiedergabe eine Tonband- oder
DAT-Aufzeichnung zu machen, doch muß man einige Spielregeln beachten.
Der TB-Ausgang ist sehr rauscharm und daher digitalfähig, weshalb ich
meinen DTC 1000 ES dort anschloß. "‚TB-AUS" nach "Line in" am
DAT-Recorder, "Line out" nach "AUX 1" am TE 1. So angeschlossen,
konnte ich mit dem DTC 1000 laufende Programme in exzellenter Qualität
aufnehmen - nur darf man während
einer laufenden Aufnahme keinesfalls nach "AUX", Wiedergabe also,
umschalten: der TE 1 produziert dann heftige Störungen, die zur
sofortigen Ubersteuerung der Aufnahme führen. Eine Rücksprache mit dem
Entwickler brachte folgende Empfehlung: Der Ausgang "TB-AUS" ist über
einen Operationsverstärker entkoppelt und verfügt über so wenig
Bauteile wie möglich -im Interesse
des Klanges, was die ausgezeichnete Aufnahmequalität ja auch
bestätigte. Wer mit einer normalen Dreikopf-Maschine aufnehmen will,
sollte dies bei Bestellung des TE 1 angeben, herstellerseitig wird
dann eine Schaltungsänderung vorgenommen, die die genannten Probleme
vermeidet. Nur - eine echte
Monitorschaltung ist das dann noch immer nicht. Dreht man die
Argumentation um, läßt sich formulieren: Der TE 1 ist für modernste
Aufzeichnungsmedien geeignet - DAT
benötigt keine Hinterbandkontrolle. Und wer partout hören will, was
der Recorder momentan auf das Band schreibt, kann am DTC 1000 via
Kopfhörerausgang direkt hinterdigital abhören.
Zusammenfassung
Im Langzeit-Hörtest erwies sich der
TESSENDORF TE 1 als ein modern und puristisch konzipiertes Gerät mit
ausgezeichneter Wiedergabequalität. Seine besonderen Stärken liegen in
der ungemein natürlich wirkenden tonalen und räumlichen Reproduktion.
Er bietet dazu nicht alltägliche Impulsgenauigkeit und -auflösung.
Seine gediegene Verarbeitung macht ihn zum Schmuckstück jeder
High-End-Anlage - nur zum Protzen
ist er zu klein. Wer zu den puristischen Hörern zählt, wird an diesem
Gerät viel Freude haben und auch die etwas gewöhnungsbedürftige
Lautstärkeregelung mit der Kombination
Stufenschaltung/Dämpfungsschalter vorbehaltlos akzeptieren. Wer
möchte, kann ihn auch mit normalem Drehpoti erwerben, doch laut
Hersteller ist der Stufenschalter besser.
Der TE 1 ist nicht gerade billig, angesichts seiner musikalischen und
technischen Qualitäten kann man es aber sehr lange mit ihm aushalten
und je nach Tageskondition entspannt Musik genießen oder auf
Entdeckungsreise durch Frontend und Kabel gehen
- die filigran und äußerst subtil
zeichnende "Diva" TE 1 leiht sich willfährig allen Neigungen. Wie
gesagt, ein rundum sympathisches Gerät.
-WD
Vorverstärker TESSENDORF TE 1
Hersteller:
TE Audio Systeme U. Tessendorf
Krehlstr. 13, 70563 Stuttgart
Tel. 0711 - 7351574
Preis: ca. DM 5.800,-
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