1934 bin ich in Fürstenwalde an der Spree
geboren. Fürstenwalde liegt auf halber Strecke zwischen Berlin und
Frankfurt/Oder. Gewohnt und aufgewachsen, wie auch zur Schule
gegangen bin ich in Ketschendorf, das heisst heute Fürstenwalde
Süd und liegt zwischen Spree und Autobahn.
Bei
Kriegsende, also 1945 war ich 11 Jahre und habe die letzten
Kriegsmonate noch sehr gut im Gedächtnis. - Eine schlimme Zeit, die
ich keinem Menschen wünsche. Nicht nur, dass wir häufig die Nächte
im Luftschutzkeller verbringen mussten, und dass oft sogar
mehrmals in einer Nacht, sondern auch die Einschläge der Bomben in
aller nächster Nähe hören und spüren mussten. Als dann Ende April
1945 die Russen kamen, sind wir, Grossmutter, Mutter und zwei
Geschwister mit vielen anderen Menschen aus dem Ort in den Wald
(Rauener Berge) geflüchtet und haben uns dort Erdgruben ausgehoben
und mit Tannenreisig abgedeckt um für ca. 10 Tage dort zu
schlafen und uns aufzuhalten. Von diesem Ort aus sind wir dann in
Richtung Nord-West geflüchtet bis wir am Ende der Flucht in
Mecklenburg nicht weit von Schwerin gelandet sind. Dazwischen
lagen Tages- und Nachtfahrten auf deutschen Militärfahrzeugen,
Fuhrwerken und Eisenbahnen, durchfahren des "Nauener Kessels" und
der Volltreffer unserer Lokomotive kurz vor Schwerin. Das war dann
auch Endstation unserer Flucht.
Erst im September 1945 sind wir von der Flucht wieder zurück
gekehrt und ganz langsam nahm das Leben wieder seinen Lauf. Im
November bin ich dann auch wieder in die Schule gegangen. Zu
dieser Zeit begann ich auch, mich für Elektronik zu interessieren,
zwar noch sehr zaghaft mit Detektor Schaltungen, aber sehr bald
auch mit Röhren Schaltungen und nächtlichen Basteleskapaden,
welche meine Grossmutter im Nebenraum aus dem Bett schrecken
liess.
Schon während meiner Schulzeit habe ich
Musikunterricht genommen, den ich nach der Schulzeit noch
ausgeweitet habe. Zum Klavier kam Gitarre und etwas später auch
noch Kontrabass einschliesslich Studium in Berlin. Bald reichte
es, um in kleinen Combos und Quartetts mitzuspielen und wieder
einige Zeit später bekam ich die Chance, für mehrere Monate in ein
festes Engagement zu gehen. Danach folgte eine längere
Verpflichtung in ein Kurorchester an der Ostsee. Danach wieder ein
grosses Orchester, mit dem wir dann auch schon mal hier und dort
öffentliche Rundfunkveranstaltungen begleiteten. Während meiner
gesamten Zeit als Musiker, war ich auch immer der
Elektroniktechniker vom Dienst, wenn an den Anlagen etwas nicht
funktionierte oder defekt war. Das hat im Laufe der Jahre auch zu
vertiefenden Studien über dieses Thema geführt, was mir viele
Jahre später sehr nützlich sein sollte.
Eigentlich für einen jungen Mann, wie ich es
damals war, eine sehr schöne und sorglose Zeit, wenn es nicht im
Osten, nicht in der DDR gewesen wäre, wo die Freiheit doch sehr
schnell ihre Grenzen hatte.
Daher
kam 1955 die Flucht in den Westen mit allen Konsequenzen, die
solch ein Schritt nach sich zieht: Verlust der Heimat, Verlust der
Freunde, Verlust allen materiellen Besitzes und ein wenig auch
Verlust der Wurzeln. - Wenn ich heute nach Fürstenwalde komme
fühle ich mich irgend wie zu Hause bin es aber nicht, wenn ich
dann wieder nach Stuttgart komme, bin ich zwar zu Hause fühle mich
aber nicht so.
Die ersten paar Jahre habe ich mich mit
verschiedenen Beschäftigungen über die Runden gebracht bis ich
wieder Kontakt zu Musiker fand und bis zu meinem 30. Lebensjahr
als Berufsmusiker in vielen Ländern Europas unterwegs war.
Danach begann der Ernst des Lebens, denn ich
wollte heiraten und musste mich beruflich total neu orientieren.
So liess ich mich bei einer grossen Versicherung zum
Lebensversicherungs- und Rentenberater ausbilden, heiratete, wurde
Vater einer Tochter und übte diesen Beruf 20 Jahre aus. Die Ehe
hielt allerdings nur wenige Jahre, danach folgte die Scheidung.
Es folgten Jahre, in denen ich mich ganz auf
meine Tätigkeit und auf meine Weiterbildung konzentrierte. Ich
hatte einen unglaublichen Wissensdurst. Zu dieser Zeit machte ich
auch einen IQ Test, der mich zwar MENSA tauglich machte (ab IQ 130),
aber der Beitritt zu MENSA folgte erst viele Jahre später.
Einige Jahre nach meiner Scheidung habe ich dann wieder
geheiratet. Mit 50 Jahren gründete ich zusammen
mit meiner
Frau eine Firma für hochwertige Hifi Elektronik, die ich heute
noch betreibe.
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