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TE-CD-Kabel Reinsilber

 

 

Artikel aus "DAS OHR" 24 von Klaus Renner  

Weil die Problematik, CD-Player mit - oder ohne Vorverstärker benutzen, heute noch genau so aktuell ist wie 1988, als dieser Artikel in DAS OHR erschien, wurde der Aufsatz für das Internet aufbereitet.  

Vorverstärker und die Compact DISC

 

  
Als die ersten OD-Spieler auf den Markt kamen, war es eigentlich ganz selbstverständlich, daß man sie an den Hochpegel-Anschluß des Vorverstärkers anschloß. Komischerweise waren in der ersten Generation eine ganze Reihe von Geräten darunter, deren Ausgangspegel für die Vorverstärkeranschlüsse recht üppig bemessen war. Dies und die alte High-End-Weisheit ‚weniger ist mehr‘ mag wohl dazu geführt haben, daß die ersten Audiophilen damit zu experimentieren begannen, das neue Medium unter Umgehung des Vorverstärkers direkt an die Endstufen anzuschließen, Viele Spieler verfügten über keine Pegelregler für die Ausgänge, und manche Konstruktionen zur Lautstärkeregelung fielen recht abenteuerlich aus. Auch hatten die meisten CD‘ler eine recht hohe Ausgangsimpedanz aufzuweisen, was mit manchen Endstufen-Eingängen so gar nicht harmonierte, wenn die Strippen lang genug waren. Was sich durchsetzte, war eigentlich nur eine allgemeine Verunsicherung. Kann ich jetzt den Player direkt mit der Endstufe betreiben? Soll ich meine Vorstufe verkaufen? Klingt‘s besser ohne Vorstufen-Linearteil? Solche und ähnliche Fragen habe ich in der letzten Zeit zuhauf gehört. Grund genug also, einmal ein wenig nachzuhören, wie denn die Vorverstärker mit der neuen Programmquelle zurecht kommen.

Allgemeine Regeln

Bevor ich auf meine Hörergebnisse eingehe, möchte ich zunächst einige Gedanken bezüglich der Problematik loswerden. Bei Vorverstärkem hat man sich eigentlich von jeher auf die Phonostufe konzentriert. Die Verstärkung sehr kleiner Tonabnehmersignale um manchmal bis zu 70 Dezibel ist und bleibt ein anspruchsvolles Problem. Die überwiegende Anzahl der Entwickler stürzt sich bei einer Neukonstruktion deshalb zunächst einmal auf das Phonoteil. Ist das geschafft, wird noch ein Linearteil mit zumeist 10-facher Verstärkung angehängt, und fertig ist die Vorstufe, Ich kenne kaum einen Spitzenvorverstärker, der nicht die gleiche Schaltungstopologie in Phono- und Linearteil aufweist. Eigentlich eigenartig, ist ein MC-Signal wirklich so ähnlich zu handhaben wie ein Hochpegel-Anschluß? Vor dem Auftauchen der CompactDisc gab es ja auch nicht gerade viele Anwendungen für die direkte Ansteuerung des Linearteils. Die CD brachte da schon so einiges in‘s Rollen. Für die überzeugten CD-Anhänger wurde der Phonoteil überflüssig, warum also ihn mitbezahlen, wird sich so mancher gedacht haben. Die Hersteller reagierten darauf in zweifacher Weise. Zum einen gibt es immer mehr Vorstufen, die aus zwei separaten Ein­heiten für Phono- und Linearteil bestehen und damit dem Anwender die Wahl lassen. Auf der anderen Seite verfügen die meisten Player inzwischen über einen regelbaren Ausgang, der natürlich zum gänzlichen Umgehen der Vorstufe einlädt. Generell muß man beim Direktanschluß einiges beachten. Die meisten Player verfügen nur über sehr grobe Pegelsteller, die einem feinfühligen Lautstärkeabgleich einiges entgegensetzen. Darüber hinaus muß man auf die maximale Spannungsabgabe-Möglichkeit und den Ausgangswiderstand achten. Während erstere nur in Verbindung mit der einzusetzenden Endstufe entschieden werden kann, hat es sich bei den Impedanzverhältnissen immer als günstig erwiesen, einen möglichst niedrigen Ausgangswiderstand bei gleichzeitig hohem Eingangswiderstand des Verstärkers zu fordern. Ein Faktor von 10 bis 20 sollte schon zwischen den Impedanzen liegen und insbesondere sollte der Ausgangswiderstand des Players von der Stellung des Pegeireglers unabhängig sein. Letzteres übrigens eine ganz natürliche Forderung bei Vorstufe, eigenartigerweise wird sie bei CD‘lern nur sehr selten erfüllt.

Die Vorbereitungen

Um der Frage nach dem Sinn oder Unsinn der zwischengeschalteten Linearstufe auf die Spur zu kommen, habe ich eine größere Versuchsreihe gestartet. Teilnehmer auf der Vorverstärkerseite waren hierbei der Accuphase C-280L, Burmester‘s 877, der Mark Levinson No. 26, die neue Outsider­Vorstufe und eine verbesserte Version des kleinen Tessendorf-Vorverstärkers, Auf der treibenden Seite habe ich den Accuphase DP-80/DC-81 eingesetzt, sowie in weiten Strecken Burmester‘s 870 CD-Prozessor zusammen mit dem Laufwerk aus dem SONY CDP-577E5D. Mit diesem Gerätepark ergeben sich natürlich einige ganz besonders interessante Spielvarianten. Ich habe unter anderem folgenden Fragen nachgespürt:

1.  Verändert sich das Klangbild, wenn die Linearstufe zwischen Player und Endstufe sitzt oder aber wenn der Player die Endstufe direkt treibt?

2.  Gibt es Unterschiede zwischen den symmetrischen und unsymmetrischen Hochpegeleingängen an derselben Vorstufe (Accuphase, Burmester)?

3.  Eignet sich der Accuphase-Player zum Direktbetrieb an den Endstufen?

4.  Eignet sich der Burmester-Prozessor auf Grund seiner eingebauten Ausgangsstufe besonders gut zum direkten Anschluß?

Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Konzentrieren wir uns jedoch auf die Ergebnisse.

Accuphase C-280L

Das Auftauchen der L-Version meiner altgedienten Vorstufe hat mich eigentlich das erste Mal auf die Problematik Hochpegeleingang so richtig draufgestoßen. Während nämlich die Phonotelle des Gerätes gleich blieben, haben die Accuphase-Ingenieure für die L-Version eine neue Linearstufe entwickelt. Klangliche Veränderungen waren da und wurden von mir unter Benützung des analogen Frontends in Heft 19 beschrieben. Was aber tut sich bei CD­Ansteuerung? Uberraschenderweise eine ganze Menge. Unter Verwendung des Accuphase-Players ist zunächst einmal eine subtile Veränderung bei symmetrischem und nicht symmetrischem Betrieb festzustellen. Die symmetrierte Verbindung zeigt eine geringfügig feinere, leicht geschmeidigere Abbildung der Mitten und Höhen. Ein Hauch an Rauhigkeit, der im unsymmetrischen Fall vorhanden ist, verschwindet, und das Klangbild glänzt ein wenig mehr. Auch ergeben sich bei symmetrischem Betrieb etwas schärfere Abbildungskanten, etwas prägnantere Abgrenzungen räumlicher Natur. Jedenfalls würde ich die symmetrierte Verbindung vorziehen, auch wenn die Unterschiede nun wirklich sehr klein sind, In einem weiteren Versuch habe ich den Accuphase-Player einmal direkt, einmal über die Linearverstärker, ich möchte das einmal für diesen Artikel als indirekt bezeichnen, gehört. Das Ergebnis war mehr als überraschend. Ich würde den indirekten Weg vorziehen! An den Impedanzverhältnissen kann es nicht gelegen haben (Pionier D23 = 100 kOhm Eingangswiderstand), und auch die erzielbare Lautstärke war für meine Hörgewohnheiten vollauf ausreichend. Klanglich ergab sich jedoch im direkten Anschluß ein eigenartiger Verlust an dynamischem Kontrast, eine gewisse Einengung im Explodieren und eine Verschlechterung des Ausklingens. Daneben gesellte sich eine Klangfarbenverschiebung im Hochton zu einer mehr hellen, schon fast dürr zu flennenden Abbildung. Auch im Grundton konnte ich eine leichte Fahlheit im direkten Anschluß feststellen. Das Bild änderte sich wiederum komplett, als ich den Burmester-Prozessor einmal direkt, einmal indirekt in Verbindung mit dem C-280L anhörte. Hier hätte ich eindeutig den direkten Weg vorgezogen. Indirekt ergab sich ein Verlust an räumlicher Präzision, die Klangfläche ging etwas in die Breite, ein Verlust an Tiefe war feststellbar, und die Plastizität litt.

Burmester 877

Der Burmester-Vorverstärker zeigte in Verbindung mit dem Accuphase-Player eine recht ähnliche Tendenz wie der C­280L, lediglich die Unterschiede zwischen symmetrisch und unsymmetrischem Eingang fielen geringer aus. Auch hier hätte ich für das Einschleifen des Vorverstärkers plädiert, solange der Accuphase-Player die Programmquelle darstellte, Bei der Kombi­nation mit dem Burmester-Wandler konnte ich mich nicht so recht entscheiden. Im direkten Weg ergaben sich leichte Pluspunkte hinsichtlich der Feinheit der Höhen und der Raumpräzision, im indirekten über die Burmester-Vorstufe schien mir ein winziger Gewinn an dynamischer Kontrastierung und Auflösung vorhanden zu sein. Die Unterschiede sind hier aber wirklich von unbedeutender Natur, so daß sowohl direkter wie indirekter Betrieb kaum unterscheidungsfähig sind.

Mark Levinson No. 26

Leider hatte ich das Symmetriemodul für den 26 immer noch nicht zur Verfügung, so daß ich auf die Versuche mit dem Accuphase-Player verzichtet habe. Im Zusammenspiel mit dem Burmester-Wandler ergaben sich bei der 26 greifbare Ergebnisse: Ich würde den direkten Weg vorziehen. Indirekt ergaben sich leichte Veränderungen in der Höhenabbildung, ein geringfügiger Verlust an Geschmeidigkeit stellte sich ein, und auch der Grundton zeichnet im direk­ten Betrieb konturierter bei gleichzeitiger Rundheit und Wärme.

Outsider-Vorstufe

Obwohl ich die Outsider-Vorstufe noch nicht besprochen habe, sollte sie an diesen Experimenten teilnehmen; um es gleich vorneweg zu nehmen, sie schlug sich mit Bravour. Man darf auf die Erprobung des Phonoteils gespannt sein. Im Betrieb mit dem Burmester-Wandiler konnte ich kaum Unterschiede zwischen direktem und indirektem Betrieb feststellen. Eine geringfügig plastische Abbildung zu gunsten des direkten Betriebes vielleicht, aber das lag dann schon in der Ungenauigkeitsbreite des Hörens. Kontrastiert wird dies durch eine, wie mir schien, geringfügige Erhöhung der dynamischen Auflösung im indirekten Betrieb. Ein Effekt ähnlich wie bei der Kombination Burmester mit Burmester. Hinsichtlich des Accuphase-Players wäre für mich die Entscheidung klar: indirekter Betrieb.

Tessendorf TE 1 MKII

Vorab sei erklärt, daß ich eine andere Version des kleinen Tessendorf-Vorverstärkers vorliegen hatte als diejenige, die WD im letzten Heft besprochen hatte. Meine Version verfügte über keine Phono-Anschlußmöglichkeit und war zudem noch mit höherwertigen Bauteilen, wie etwa WonderCaps, bestückt. Erhältlich sind bei Tessendorf beide Versionen, die von WD benutzte, wie auch meine. Optisch unterscheiden sich die Geräte überhaupt nicht, einzige Ausnahme: die Phonobuchsen sind nicht eingebaut. Dies kann auch zu ein wenig Verwirrung führen, zeigt doch der Eingangswähler noch eine Position "TA" auf, die in Wirklichkeit ein Hochpegeleingang ist. Neben dem MKII hatte ich auch das Gerät vorliegen, das WD für den Bericht in Heft 23 verwendet hatte. In Verbindung mit dem TE1 MKII und dem DP-80/DC-81 wiederholten sich die Ergebnisse, die ich auch schon bei den anderen Vorverstärkern tendenziell festgestellt hatte: ich würde den indirekten Betrieb vorziehen. Uber den TE1 war ein Gewinn an Hochtonfarbe und Präzision festzustellen. Daneben ergab sich eine geringe Verbesserung im dynamischen Aspekt. Allerdings konnte ich auch eine wirklich nur geringfügige Einengung der Abbildungsbreite feststellen, die Tiefe und Plastizität waren davon nicht berührt. Der Burmester-Wandler unterstützt dies noch ein wenig weiter, direkt konnte ich eine minimal breitere Auffächerung hören, auch ein bißchen mehr an Plastzität.

Ergebnisse

Die Resultate dieser Versuchskette haben mir einige Gedankenanstöße gegeben. Ich würde sie wie folgt zusammenfassen:

1.  Die Compact Disc-Wiedergabequalität, wie sie von einem Accuphase oder Burmester-Wandiler geliefert wird, ermöglicht, klangliche Unterschiede in der Vorstufe auszumachen. Dies stellt dem Entwicklungsstand der CD kein schlechtes Zeugnis aus, zumal es sich bei meiner Vorstufenkollektion ja nicht gerade um das untere Ende der Qualitätsskala handelte. Dies erfordert auch gleichzeitig ein Umdenken bei der Erprobung und Entwicklung von höchstwertigen Vorstufen. Wenn nämlich die Linearverstärker klanglich optimiert werden, dann muß sich dies auch auf die Phonowiedergabe auswirken, läuft doch das Phonosignal durch die Phono- und die Linearstufen.

2.  Der CD-Player sollte nicht blindlings unter Umgehung einer Linearstufe an die Endstufen angeschlossen werden. Es hat sich, zwar mit unterschiedlicher Intensität, aber doch weitestgehend, bei allen erprobten Vorstufen ergeben, daß der indirekte Weg zusammen mit dem Accuphase-Spieler

vorzuziehen ist. Kurze Gegenversuche mit dem SONY CDP-577E5D zeigen, daß dies nicht nur beim Accuphase-Player der Fall ist.

3.  Die Ergebnisse mit dem Burmester­Wandler erscheinen mir die Empfehlung wert, ihn direkt zu betreiben.

4.  Zumindest bei den beiden Vorverstärkern, die die Möglichkeit dazu bieten, hat sich eine symmetrierte Verbindung als vorteilhaft erwiesen. Sollte sich dies mit weiteren Vorstufenmodellen erhärten lassen, muß man wohl die Forderung an die Spieler-und Verstärker-Konstrukteure stellen, symmetrische Ein- und Ausgänge bereitzustellen.

Zum Abschluß möchte ich die OHR-Leser dazu einladen, ihre Erfahrungen mit dem direkten und indirekten Betrieb zu be­schreiben. Vergessen Sie aber nicht anzu­geben, welche Endstufe Sie aus dem Player oder der Vorstufe heraus treiben. Das FORUM im nächsten Heft steht dafür offen.

 

-KR

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