Für
Hifi- und High End Geräte sind heute CE Prüfungen
vorgeschrieben. Da sollte man meinen, Hochfrequenzeinstreuungen und
Brummprobleme gehören der Vergangenheit an. Leider ist das nicht der
Fall. Ob es sich nun um ältere Geräte, die noch keine CE Prüfung
haben, oder um neue Geräte handelt, diese Probleme bestehen nach wie
vor.
Von Hause aus versucht natürlich jeder Entwickler, seine Geräte so zu
konstruieren, dass HF-Probleme und Brummschleifen, sowie daraus
entstehendes Massebrummen, möglichst vermieden werden. Auch hat das
Gerät sonst gar keine Chance, die CE-Prüfung zu bestehen. Die
Probleme, mit denen ein Musikfreund zu kämpfen hat wenn es brummt oder
zirpt, entstehen im allgemeinen durch zusammenschalten von mehreren
Geräten einschliesslich Kabel, oder durch Defekte an Geräten, Steckern
oder Kabel.
Um diese Störungen zu beseitigen, müssen sie erst einmal identifiziert
werden. Dies geschieht am einfachsten, indem man alle
Signalverbindungen löst und nur die Verbindung von der Endstufe zum
Lautsprecher bestehen lässt. Danach steckt man kanalgetrennt eine
Verbindung nach der anderen ein, bis die Störung auftritt, dann ist
sie zu mindestens einmal grob identifiziert. Als erstes prüft man die
Steckverbinder, ob eventuell ein Kabelschirm oder Leiter im Stecker
abgerissen ist, oder ob bei Cinchsteckern der Massekragen guten
Kontakt mit der Buchse hat. Diese Fehler können zu brummen wie auch zu
HF-Störungen führen.
Eine weitere und nicht selten vorkommende Störung ist die sogenannte
Brummschleife. Sie entsteht, wenn mehrere Geräte über NF-Kabel mit
einander verbunden werden die gleichzeitig über ihren Netzstecker mit
dem Schutzleiter der Steckdose verbunden sind. Das heisst, eine
Brummschleife liegt immer dann vor, wenn die einzelnen Geräte zwei
Masseverbindungen untereinander haben. Einmal die Signalmasse und zum
anderen die Schutzleitererde, die im Gerät miteinander verbunden sind.
Bei diesem Problem darf in keinem Fall der Schutzleiter
abgetrennt oder verklebt werden. Das ist nach VDE Richtlinien nicht
nur verboten, sondern kann
lebensgefährliche Folgen haben.
Hier muss ein Fachmann oder der Hersteller mit dem Problem
konfrontiert werden um eine Lösung zu finden. Trenntrafo, symmetrische
Signalverbindung, andere Kopplungsart von Signalmasse und Schutzleiter
sind einige Lösungsmöglichkeiten.
Ein anderes sehr oft auftretendes Brummproblem entsteht beim
zusammenschalten vom Tuner mit dem Vorverstärker oder Vollverstärker.
Auch hier liegt das Problem im allgemeinen beim Schutzleiter, der über
die Antenne mit der Betriebsmasse des Verstärkers Verbindung hat
(galvanische Kopplung) . Dieses Problem ist relativ einfach zu
beseitigen, indem man sich ein Mantelstromfilter beschafft und dieses
zwischen Antenne und Antenneneingang des Tuners steckt. Das
Antennensignal wird dann induktiv an den Antenneneingang gekoppelt und
unterbricht die Brummschleife. (Ein Dämpfungsverlust von einigen dB
ist allerdings nicht zu verhindern)
Sind Brummschleifen noch relativ einfach in den Griff zu bekommen, so
ist es bei HF Einstreuungen schon wesentlich schwieriger. Selbst bei
Geräten, die als Einzelgeräte ohne Probleme die CE Prüfung bestanden
haben, kann es beim Zusammenschalten mit anderen Geräten zu Störungen
kommen. Unterschiedliche Massesysteme der einzelnen Geräte mit
unterschiedlichen Massepotenzialen führen zu diesen Störungen. Um dem
Leser an dieser Stelle einmal einen Überblick über die Komplexität
solcher Masseverbindungen zu geben, hier ein Beispiel. Alle
Leitungen, die mit dem Punkt <0> verbunden wurden, sind
Masseleitungen.
zum Anfang
Es handelt sich bei dieser Zeichnung um eine
Prinzipschaltung, nach der moderne Verstärker im allgemeinen
massemässig verschaltet werden; wichtig sind bei diesem Beispiel die
Masseverbindungen des Gesamtsystems. Eingangsmasse,
Gegenkopplungsmasse, Lastmasse und Netzmasse sind so miteinander
verbunden, dass sich die Stromflüsse der verschiedenen Stromkreise
gegenseitig nicht beeinflussen, die Masseführung ist sternpunktartig.
Eine ähnliche Masseführung haben wir bei folgendem Gesamtsystem,
welches aus verschiedenen selbständigen
Teilsystemen besteht. Eine ähnliche Struktur, wie bei einer Hifi
Anlage. Die einzelnen Teilsysteme sind selbständige Module mit eigener
Netzversorgung deren Masseführung nach dem oben dargestellten Beispiel
geführt sind (sternförmig).
zum Anfang
Einige grundsätzliche Ausführungen über
Masseführungen sind an dieser Stelle unerlässlich.
Die wohl wichtigste und grundsätzlichste EMV-Massnahme ist die
Schaffung eindeutiger und ausreichender Erdungsverhältnisse. Dabei ist
zu unterscheiden zwischen funktionstechnischen- und
sicherheitstechnischen Aufgaben der Erdung.
Bei der funktionstechnischen Aufgabe der Erdung handelt es sich um die
direkte Funktion, als Rückleiter des Signalstroms zu dienen oder um
die indirekte Funktion, als Ableitung für Störströme von Filtern oder
Abblockkondensatoren zu wirken sowie einwandfreie Schirmungen zu
erreichen.
Die sicherheittechnische Aufgabe der Erdung ist die Ableitung
unzulässig hoher Berührungsspannungen, sei es durch statische
Aufladung oder andere Entstehungsursachen.
Sehr oft werden Funktionserdungsleiter und Schutzleitererde wegen
Einhaltung bestimmter Bedingungen oder Vorschriften (DIN VDE 0800 Teil
2) zusammengefasst. Dabei ergeben sich zwei Masse- Erdverbindungen.
1. flächenförmiges Erdungssystem,
2. sternförmiges Erdungssystem.
Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, keines der beiden Systeme ist
praktisch im gesamten Frequenzbereich ideal. Wie schon weiter oben
dargestellt, muss die sternförmige Erdung konsequent und isoliert
durchgeführt werden, um den Potentialunterschied zwischen den
einzelnen isolierten Teilen der Anlage zu gewährleisten. Auch müssen
die Anforderungen an den Blitzschutz und die Ableitung
elektrostatischer Aufladungen berücksichtigt werden. Durch
Kopplungskapazitäten können bei höheren Frequenzen auch bei
sternförmiger Erdung Störströme auftreten.
Aus diesem Grunde werden bei Hochfrequenzanwendung und Anwendung
schneller Digitaltechnik mit Mikroprozessoren überwiegend
flächenförmige Erdungen verwendet. Bei dieser Erdungsform werden alle
zu kontaktierenden Teile an möglichst vielen Punkten mit Erde
verbunden. Das setzt allerdings voraus, dass das Erdungssystem selbst
flächenförmig ausgeführt ist und immer dort vorhanden ist, wo es
benötigt wird. Dieses Prinzip gilt für grosse Anlagen wie auch für
kleine Tunerbausteine. Störausstahlung wie Störfestigkeit werden durch
diese Massnahme verbessert. Auch führt im Rahmen dieser
flächenförmigen Erdung, der beiderseitige Anschluss des Kabelschirms
zu einer vollen Ausnutzung der Schirmdämpfung.
Welches Erdungssystem das Effektivere ist, muss im Einzelfall sehr gut
durchdacht werden. Je mehr Digital- und Hochfrequenztechnik in der
gesamten vernetzten Anlage integriert ist, je wirkungsvoller wird
voraussichtlich die flächenförmige Erdung sein. Bei analogen Systemen
im Niederfrequenzbereich wird eher eine sternförmige Erdung zum tragen
kommen. Bei gemischten Systemen wird man sich auch schon einmal für
eine gemischte Anwendung entscheiden um zu optimalen Ergebnissen zu
kommen. So zum Beispiel beim zusammenschalten von analogen
Verstärkersystemen mit digitalen Schaltungseinheiten. Die zunehmende
Digitalisierung der Übertragungs- und Vertärkersysteme wird
logischerweise auch zur Zunahme von flächenförmigen Erdungssystemen
führen, weil diese wiederum zu besserer HF Unterdrückung und besserem
Fremdspannungsabstand führen. Eines der wichtigsten Parameter der
Massesysteme ist deren Niederohmigkeit; zu realisieren durch grossen
Leiterquerschnitt und breiten Leiterbahnen sowie kurzen
Verbindungsstrecken zu den einzelnen Verbrauchern innerhalb des
Systems. Auch an den Kontaktstellen wie Steckern, Kontaktstiften,
Klemmleisten und Lötstellen sollten die Verbindungen sehr niederohmig
sein.
Bei High End Geräten kommt noch hinzu, dass auf der einen Seite zwar
die Störsignale beseitigt werden müssen, das Nutzsignal aber möglichst
nicht verändert oder beschädigt werden darf. Ganz besonders zu achten
ist in diesem Zusammenhang auf das Zeitverhalten und den Frequenzgang
des Systems.
Es gibt viele Möglichkeiten, den Musikgenuss zu stören und zu
behindern, es gibt aber auch sehr viele Möglichkeiten diese Störungen
zu eliminieren. Viel Erfahrung aber auch viel Geduld sind in jedem
Falle erforderlich.
Siegbert Tessendorf
Entwicklung TE Audio Systeme
© Zitieren
nur mit Quellenangabe.
Literatur:
R. Best, „Die Verarbeitung von Kleinsignalen in elektronischen
Systemen" . Skritek, „Schirmungen in der Audio-Schaltungstechnik".
Durcansky, „EMV-gerechtes Gerätedesign". „Technisches
Pflichtenheft" der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
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