Seit
jeher hege ich eine persönliche Vorliebe für Monoendstufen. Ich kann
nicht mehr sagen, was ursprünglich dafür den Ausschlag gab. Doch hat
mich diese Zuneigung immer wieder bei meinen Kauf-Entscheidungen
beeinflusst. Und so drängte ich mich kurzerhand vor, als es in
unserer Redaktion hiess, die kleinen Tessendorf TE 10 würden kommen.
Sie sind übrigens nett anzuschauen.
Ihre verchromte Front verleiht ihnen ein edles Aussehen, an dem
nicht nur designorientierte Musik-Liebhaber Gefallen finden werden.
Von der Grösse geben sich die kleinsten Sprösslinge aus dem Hause
Tessendort eher zierlich: 18 cm in der Breite, 10cm in der Höhe und
31 cm in der Tiefe. Das Gehäuse weist lange Rippen auf, was der
besseren Wärmeabfuhr zugute kommt. Ja, sie werden warm, so richtig
warm, wenn man sie lange genug am Netz lässt. Man verbrennt sich
natürlich nicht die Finger, doch bei der ersten Berührung wusste ich
besser um die Notwendigkeit dieser Konstruktion. Ausserdem sind die
kleinen Monos recht schwer, was man ihnen anfänglich gar nicht
zutraut, was gleichzeitig aber vom hohen Materialaufwand zeugt. Auf
der Front
sind neben dem filigranen Firmenlogo nur zwei
Leuchtdioden untergebracht. Den Rest findet man auf der Rückseite:
Lautsprecherklemmen, Cinchanschlüsse, Kaltgerätebuchse fürs
Netzkabel, darüber ein Ein- und Ausschalter und oben links einen
kleinen verchromten Kipphebel. Ein Blick in die beiliegende
Bedienungsanleitung gibt weiteren Aufschluss. Mit ihm sind die
Lautsprecherausgänge stumm zu schalten. Klasse, einfach klasse.
Hebel umgeworfen und schon kann ich gefahrlos nach Herzenslust Kabel
austauschen. Ein derart hilfreiches Feature wünsche ich mir öfter.
Denn der Ruhestrom bleibt jetzt konstant und garantiert ideale
Voraussetzungen für die nachfolgenden vergleichenden Hörsitzungen.
Ubrigens: ich tausche häufig Kabel aus, bin immer auf der Suche nach
der für meinen Geschmack optimalen Strippenlösung. Obwohl ich bei
dieser Arbeit grösste Vorsicht walten lasse, kann ich kurzzeitige
Unaufmerksamkeit und damit eventuell verbundene Kurzschlüsse nicht
generell ausschliessen. Gegen Überlastung am Ausgang sind die
TE-Monos zudem elektronisch und über Sicherungen geschützt. Da darf
eigentlich sowieso nicht viel passieren.
Ein Blick ins Innere bringt die
Wahrheit ans Tageslicht: erstklassige, liebevolle Verarbeitung. In
der Mitte thront ein auffälliger Aluminiumwinkel. An ihm sitzen die
Treiber- und Endtransistoren. Der vergossene, blaue Ringkerntrafo
stammt aus deutschen Landen und ist im wesentlichen mit
verantwortlich
für die beachtlichen Leistungsreserven. Als Stromspeicher dienen
vier flinke 10.000-Mikrofarad-Elkos. An 4 Ohm gibt Siegbert
Tessendorf 100 Watt an. Ich vermute, dass das vom Hersteller
beigefügte Messprotokoll noch untertreibt. Selbst bei Lautsprechern,
die man mit 86 dB nicht gerade als Wirkungsgradwunder bezeichnen
darf, zeigten die TE 10 keinerlei Schwäche. Sie sind somit
gut geeignet für das Gross aller Schallwandler sowie
für durchschnittliche Räume. Damit liegt der Stuttgarter Entwickler
bei über 95 Prozent der Hifi- und Musikfreunde gold richtig. Der
Eingangwiderstand der TE 10 beträgt 3 kOhm. Es treten daher keine
Probleme mit gängigen Vorverstärkern, deren Ausgangswiderstände
zwischen 0 und 200 Ohm liegen, auf. Weichen diese Werte ab, hilft
der Hersteller mittels neuer Anpassung - ohne Klangeinbussen
-weiter.
Ich vergass, das allen
Tessendorf-Produkten beigelegte Messprotokoll zu erwähnen. Ich habe
schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass derart ausführliche
Informationen nicht die Regel sind. Der erste Eindruck, der sich bis
jetzt auf die Optik beschränkt, ist überzeugend. Zwingend stellt
sich nun die Frage, halten die bildschönen Monos, was sie dem
neugierigen Betrachter versprechen?
Kommentar
Ja. In jeder Beziehung (und damit könnte die -
dann zugegebenermassen reichlich kurze - Beschreibung eigentlich
schon enden). Ich habe die kleinen Monos in mehrere Ketten
eingebunden. Sie harmonierten hervorragend mit den Lautsprechern
Union Pacific und den kleinen Skate (beide von Newtronics aus
Siegen). Ebenso gingen sie Hand in Hand mit der Kombination von
Consequence Audio PavanelLyra, die ich sonst hauptsächlich mit
Röhren betreibe. Auf der High-End hörte ich die TE 10 an der Fortune
von A Capella. Meiner persönlichen Einschätzung zufolge war diese
Kette eine der besten im Hotel Gravenbruch. Ich will damit nur
sagen, die Endstufen brauchen sich vor niemandem zu fürchten, es sei
denn, ein völliges Chaotensystem bringt sie aus dem Tritt. Denn
selbst das leistungshungrige Violon 1, ebenfalls von A Capella
musizierte noch zufriedenstellend, obwohl in diesem Fall durch die
Boxen - konstruktionsbedingt - den kleinen Karftmeiern Grenzen
aufgezeigt wurden.
Um nochmals
auf die Monobauweise zurückzukommen: Ich habe in meinen
Ketten die Erfahrung gemacht, dass sich diese im Vergleich zu
Stereoendstufen materiell sehr aufwendig gefertigten Verstärker
häufig durch leicht nachvollzichbar mehr Ruhe und eine direktere
Wiedergabe auszeichnen. Diesen Eindruck habe ich auch jetzt wieder
gewonnen.
Derartige Vorzüge sind besonders gut
bei Klavieraufnahmen nachzuvollziehen. Ich greife deshalb gerne auf
Dick Hymann (Dick Hyman plays Duke Ellington, Reference Recordings,
RR S0DCD) zurück. Einzelne Klavieranschläge wirken an ihren Rändern
nie ausgefranst, es umgibt sie Luft und sie stehen fest im Raum.
Stellen Sie sich bitte einzelne Farbpunkte auf der Leinwand eines
impressionistischen Malers vor, die zwar ein gewisses Eigenleben
führen, dennoch aber eine Gesamtheit bilden. Genauso faszinierend
verhält es sich mit den TE 10. Überhaupt hatte ich stets das Gefühl,
ein kleiner Schleier würde vom Klanggeschehen genommen. Die tiefen
Frequenzen kommen spürbar straff und verhelfen der Wiedergabe
insgesamt zu dem von mir geliebten höheren Kick. Im Hochtonbereich
fehlt jegliche Aggressivität. Diese Qualität wird jedoch nicht
erkauft durch simple, verflachende Seidigkeit. Alles, was ich mir
wünsche, ist da und ... es nervt halt' nichts. Unmengen von
Klangfarben erblühen. Die Musik gleitet, fliesst. Diesen Eindruck
gewinnen Hörer bei Dick Hyman jedoch nur, wenn es sich um eine
schnell arbeitende Elektronik handelt. Somit wären wir bei einer
weiteren Schokoladenseite der TE 10. In dieser Disziplin macht ihr
so schnell keiner etwas vor.
Leider halten diese hochgelobten
Sprinterqualitäten bei mir bekannter, renommierter Elektronik nicht
lange vor. Im Zuge der Alterung verloren Verstärker zunehmend an
Lebendigkeit und zeichneten im Verhältnis zu neuen Produkten immer
matter.
Zugegeben, es war schon gehässig von
mir. Ich lieh mir von einem Bekannten ein etwas älteres Pärchen TE
10 - täglich im Gebrauch, wie ich selbst sehr wohl weiss. Und? Ja,
denkste! Diese Kombination spielte entgegen meinen Erwartungen noch
einen Tick musikalischer als die mir zur Verfügung gestellten neuen
Monos. Also: frohe Botschaft für stolze Tessendorfbesitzer. Warum
sollte derjenige, der nickelig denkt, nicht auch einmal eine rote
Karte bekommen. Die habe ich hiermit akzeptiert und meine Achtung
vor der tessendorfschen Entwicklerkunst ist weiter gestiegen.
Bei Chören (HDCD-Sampler, Ron
Nelson: Behold Man, mit dem Turtle Creek Chorale) bauen die TE 10
aus der Tiefe heraus das musikalische Geschehen auf. Uberdies sehr
präzise. Das wiederum hilft, einzelne Stimmlagen leicht
auseinanderzuhalten und trotz der Komplexität eindeutig auf den
ihnen zugewiesenen Plätzen zu positionieren. Das letzte Quentchen im
Tiefbass fehlte zwar. Das allerdings ist meiner Version der
Consequence audio-Monitore zuzuschreiben, die der Entwickler meinen
persönlichen Wünschen entsprechend modifizierte. Sehr gerne höre ich
menschliche Stimmen, wenn ich mir einen Eindruck von der
Wiedergabequalität verschaffen möchte. Menschliche Stimmen bestimmen
Tag für Tag mein akustisches Umfeld. Sie sind mir mehr als geläufig.
Ich bemerke jederzeit etwaige Veränderungen. Sie erleichtern es mir,
ein für mich sichereres Urteil zu finden. So darf ich den TE 10 auch
in diesem Punkt eine wohltuende Natürlichkeit bescheinigen, die bei
weitem nicht allen Verstärkern eigen ist. Dort, wo der zuständige
Toningenieur nicht gewissenhaft seiner Arbeit nachkam, legen die
tessendorfschen Produkte Fehler schonungslos offen. Dann zischt eben
das ,,SSSSS" und in einem Masse unangenehm, wie es sein muss. Hier
darf kein falscher Zungenschlag aufkommen. Die TE 10 zählen auf
keinen Fall zu den hellen, harten Vertretern ihrer Zunft, sondern
wie bereits erwähnt zu den wohlwollend natürlich gesinnten.
Diese Summe der
tessendorfschen Eigenschaften bilden in dem vorliegenden Fall die
Grundlage für eine überaus holografische Darstellung, die ich
zwingend auch von meinen eigenen Komponenten verlange. In Verbindung
mit der direkten Wiedergabe der TE 10 kommt man unter'm Strich schon
verdammt nah an das Liveerlebnis heran. Bei der Beschreibung meiner
Hörerlebnisse - und da liege ich sicherlich mit Siegbert Tessendorf
auf einer Linie - vermeide ich es in der Regel, unterschiedliche
Komponenten miteinander zu vergleichen. Ausschlaggebend für mich ist
in erster Linie der Liveeindruck und wie weit katapultiert mich das
zu hörende Produkt in diese Richtung nach vorn. Die TE 10 tun dieses
- wie der Westfale zu sagen pflegt - mit ordentlich Schmackes.
Nun habe ich mich geschmacklich
nicht nur audiophilem Gezirpe und der Klassik verschrieben. Vielmehr
reizen mich Jazz und Blues. An dieser Stelle fordern die in ihren
Wurzeln miteinander verwandten Musikstile von der Elektronik
Qualitäten ganz anderer Art. Besonders kleinere Besetzungen
brauchen, um authentisch zu wirken, genug Luft zwischen den
Instrumenten. Gleichzeitig darf der Bass hin und wieder kräftig
grummeln, was allerdings nur mit entsprechender Leistung zu schaffen
ist.
Da schieben nun
die kleinen Gäste aus Stuttgart kraftvoll,
ohne dass man bei "the jody grind" von Dee Dee Bridgewaters,,love
and peace" (Verve, 527470-2) ihnen diese Höchstleistungen anmerkt.
Der Bass bestimmt hier weitgehend den Rhythmus und ist daher
kardinaler Bestandteil des Songs. Wer jetzt nicht vom Groove gepackt
wird, sollte die Schuld vorrangig bei zu schmalbrüstigen Verstärkern
suchen.
Eines wird bei diesem Beispiel klar.
Die TE 10 sind bei aller Karftenfaltung dennoch Feingeister, keine
Brachialklopper. Wer Hardrock, Techno oder Artverwandtes hört, ist
daher sicherlich bei anderen Anbietern besser aufgehoben.
Also widmen wir uns wieder den
starken Seiten. Spürbar wohler fühlen sich die bis dato
malträtierten Stuttgarter beim Quartett LA4 mit Bud Shank, Jeff
Hamilton, Ray Brown und Al Meida (erschienen beim Concord-Label
CCD-4199). Ungeheuer frei erklingt eingangs die Gitarre. Konturiert,
straff, tief - setzt der Bass in der Mitte der Lautsprecher, leicht
nach hinten versetzt, ein. Dazu gesellt sich das Saxophon. Die
Anblasgeräusche werden sauber wiedergegeben. Das i-Tüpfelchen bildet
die kurz darauf angeschlagene Triangel. Sie ist so intensiv (nicht
laut'.), dass sie sich unweigerlich in den Gehörgang bohrt, um dann
leise auszuschwingen. Beim wiederholten Hören kurzer Sequenzen
erweist sich der CD-Spieler letztlich als segensreich. Man kann mit
Hilfe des Einsatzes der Repeatfunktion einfacher das akustische
Gedächtnis trainieren und dabei jedesmal auf andere Nuancen achten.
Irgendwann fiel mir auf, dass die CD fast ganz durchgelaufen war -
ein gutes Zeichen, um nicht zu sagen, ein sehr gutes. Eintauchen in
die Musik, sich auf eine Reise mitnehmen lassen, darin versinken.
All' das ermöglichen die TE 10 ohne Einschränkung.
Nicht unerwähnt
bleiben soll meine Vorliebe für den Bossa
Nova. Neues Material ist hier in jüngster Vergangenheit selten. Vor
kurzem aber brachte Chesky eine neue Produktion heraus,
selbstverständlich in gewohnter entsprechend be-leumundeter
Qualität: Ana Caram, Bossa Nova, JD129-DDD. Die Sängerin tritt beim
Summer Samba (Samba de Verao) vor ihre Combo, scharf umrissen und
dennoch nicht abgehoben losgelöst. Sie bleibt wichtiger Bestandteil
des Ganzen. Weit hinten spielt das Schlagzeug, den Rhythmus tragend,
sich nie aufdrängend. Wenn dann Klavier, Gitarre und Bläser
einsetzen, lassen die TE 10 selbst den sachten Besen nicht
untergehen. Das habe ich schon ganz anders gehört. Ich vermutete
damals, dass der Schlagzeuger vielleicht ohnmächtig vom Hocker
gefallen sei. Den Bossa Nova zeichnet in erster Linie Spielfreude
aus. Die darf nicht im Eifer des Gefechts verloren gehen oder zum
Opfer eines messerscharf sezierenden Verstärkers werden, der den
Überblick verliert. Die Kunst besteht darin, einen goldenen
Mittelweg zu beschreiten, der sich stets am Original orientiert
(vgl. das Stück ,,Rio"). Müsste ich auf einem solchen Grat wandern,
ich würde mich an den kleinen Monos festhalten. Da fühlte ich mich
sicher.
Natürlich schlägt sich eine
Mono-Konstruktion in einem höheren Preis nieder. Denn wesentliche
und sehr teure Bauteile wie beispielsweise die Trafos müssen gleich
zweifach eingesetzt werden. Aber gerade sie sind neben einer
besseren Abschirmung im wesentlichen für klangliche Zugewinne
verantwortlich.
*5.969 Mark für das Pärchen sind schon ein Wort. Gerechterweise
müssen bei solchen finanziellen Höhenlagen die Entwicklungskosten
berücksichtigt werden. Unzählige, gut eingebrannte Variationen hat
Siegbert Tessendorf im Vorfeld gehört. Das kostet eben Zeit und
Geld.
Eine Vermutung
möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Einen Teil ihrer
klanglichen Meriten verdanken die TE 10 wahrscheinlich dem
durchdachten Aufbau. Doch nicht nur das Schaltungslayout alleine ist
ausschlaggebend. Jeder Entwickler fertigt natürlich individuell. Wie
er dann Platinen und Bauteile befestigt (die eventuell nur noch
geringsten mechanischen Einflüssen ausgesetzt sind oder es leiten
gar Gehäuse derartige Störungen effektiv ab), schlägt sich
garantiert positiv auf der Habenseite nieder. Ich glaube, dass im
vorliegenden Fall eine glückliche Hand am Werk war. Kann es gar
sein, dass dies die Ursache dafür ist, dass bestimmte Geräte nur
wenig von Unterstellbasen profitieren?
Die TE 10 können anhand der
klanglichen Abstimmung die Familienbande nicht leugnen. Sie verfügen
über ein hohes Mass an Musikalität, ebenso wie die Phonostufe, die
seit langer Zeit ihren Dienst nicht nur bei mir, sondern auch bei
einigen meiner Kollegen verrichtet. Nebenbei bemerkt: Die Qualitäten
der Phonostufe überzeugen mich noch heute. Preisunabhängig! Und
ebenso wie die Phonostufe fügen sich auch die TE 10 harmonisch in
meine Burmester-Kette ein. Die abschliessende Beurteilung möchte ich
auf eine Aussage eines in der High End-Szene seit langem etablierten
Entwicklers reduzieren. Wir unterhielten uns unter anderem auch über
Tessendorfprodukte und er sagte anerkennend: ,,Der Herr Tessendorf
baut feine, ganz, ganz feine Elektronik." Damit hat er
meineserachtens den Nagel auf den Kopf getroffen.
MK
Produkt: Monoendstufen
TE 10
Preis: 3.667,00 EUR/
Paar (aktueller Preis 7/2002)
Hersteller: TE Audio
Systeme U. Tessendorf
Hörerlebnis |