In
der Profitechnik sind seit geraumer Zeit sogenannte
Netzfilter gebräuchlich, die die angeschlossene Elektronik
vor Netzunsauberkeiten schützen, die Spannung auf dem
jeweils erforderlichen Wert konstant halten sowie
Störpotentiale aussieben und in der Regel auch eine
Schutztrennung herbeiführen.
Engagierten High-Endern ist es mittlerweile geläufig, daß
das Stromnetz sozusagen eine vollwertige Komponente
darstellt, die - wie alle anderen auch - so hochwertig wie
möglich sein sollte; daß im häuslichen Stromnetz oftmals zu
beobachtende Impulsspannungen, Phasendrehungen und ähnliches
in den sensiblen Schaltungen beispielsweise von Phonostufen
oder Verstärkern erhebliche Irritationen auslösen können,
ist heutzutage keine Frage mehr. Dementsprechend wächst die
Anzahl von Herstellern und Entwicklern, die Netzfilter in
ihre Geräte entweder integrieren oder solche als
verbesserndes Zubehör anbieten.
So auch bei Tessendorf
Audio Systeme. Hier geht man den vielversprechenden Weg der
gerätespezifischen, also exakt lastangepaßten Filterung: In
der vorzüglichen Endstufe TE 12 ist ein Netzfilter bereits
eingebaut; für die Vorverstärker TE 1 und TE 2 bietet man
dagegen ein separates Netzfilter an, welches optionell mit
einem zusätzlichen Ausgang zum Anschluß der neuen
Phono-Vorstufe erhältlich ist. Obwohl die Firma Tessendorf
bereits beim Design der Schaltungen größte Sorgfalt auch
hinsichtlich deren Resistenz gegenüber Störeinflüssen walten
läßt, verbessert sich die Wiedergabe, das sei hier bereits
vorweggenommen, beim Einsatz des Filternetzteiles doch recht
beträchtlich, was eindeutig beweist, daß der Einfluß aus dem
Stromnetz eingeschleppter Störungen nicht unterschätzt
werden sollte.
Da, wie schon angedeutet,
der TE 1 konzeptionell bereits beachtlich störresistent ist,
erwartete ich keine "weltbewegenden" Verbesserungen mit dem
Filternetzteil. In der Tat schien seine Wirkung geringfügig
zu sein; ich hörte mehrere DAT-Bänder und CDs durch, wobei
sich allerdings einiges doch klarer artikulierte. In solchen
Fällen empfiehlt es sich erfahrungsgemäß, einige Zeit zu
hören, um eine gewisse Gewöhnung herbeizuführen. Die hernach
durchgeführte Zurückschaltung auf das normale Netzteil
erbrachte eine sehr deutliche, von mir so bezeichnete
,,Negativauffälligkeit", soll heißen: Nun wurden etliche
Dinge geradezu plakativ ohrenfällig - eine Verbesserung ist
nach einiger Gewöhnungszeit weit weniger deutlich als eine
Verschlechterung!
Mehrmaliges Hin- und Herschalten zwischen Standard- und
Filternetzteil sowie analysierendes Hören und Relativieren
ließen keine Zweifel mehr an der durch das Filternetzteil
herbeigeführten, deutlichen Verbesserung der
Wiedergabequalität.
Zunächst kristallisiert
sich heraus, daß die gerade laufende Wiedergabe eine
natürlichere innere Geschlossenheit aufweist, wohl die
logische Folge der entstandenen
Ruhe und Ausgeglichenheit. Das Klangbild erscheint in sich
stimmiger bei verstärkt nachvollziehbarer Hörbarkeit der in
der gerade gefahrenen Aufnahme enthaltenen Raumanteile. Die
störpotentialfreie Stromversorgung läßt mithin Feinheiten in
den subtil-delikaten Interaktionen von Laufzeitanteilen,
Reflexionen, Phasen- und Intensitätsbezügen leichter
reproduzierbar und damit deutlicher erkennbar werden. Das
ist in etwa mit jenen Verbesserungen vergleichbar, die sich
aus der Symmetrierung einer Leitungsführung ergeben. So läßt
sich hier wie dort nun ohne weiteres konkretisieren, ob die
Hallanteile einer Aufnahme dem Aufnahmeraum entstammen, oder
ob es sich um künstliche Nachverhallung handelt -
natürlicher Raumhall ist deutlich als reflektierter Schall,
Luft und Akustik identifizierbar; die Nachverhallung dagegen
wirkt eher einhüllend. Beides hat Vor- und Nachteile, uns
interessiert hier nur, ob die Wiedergabekette das
"rüberbringt". Im vorliegenden Falle gelingt es mühelos.
Wenn die Aufnahme es
zuläßt, verbessert sich, wie oben angedeutet, die
Raumnachzeichnung. In der Basisbreite (R/L) und auf Achse
(V/H) sowie in und auf allen erdenklichen Vektoren innerhalb
dieses Rahmens nähert sich die Wiedergabe dem Live-Eindruck
weiter an, ist die Reproduktion dichter am Original als
zuvor, wie ich mit Eigenaufnahmen zuverlässig feststellen
konnte, und was keinerlei Imaginationsaufwandes bedurfte.
Hervorhebenswert scheint
mir auch die durch den Einsatz des Filternetzteils
vorbildnähere tonale Zeichnung des Klanggeschehens. Speziell
beim Abhören gutgemachter Violinaufnahmen gewinnen diese so
schwierig zu reproduzierenden Instrumente an Sauberkeit,
Durchzeichnung und Fülle. Feinste Details, wie
beispielsweise Docken-Anrißgeräusche von Cembali, erscheinen
leichtfüßiger, noch präziser, ihr so wichtiger Beitrag zu
Tonbildung und (natürlichem) Gesamtklang wird auf schwer
beschreibbare Weise ,,selbstverständlich". Bei größeren
Klangkörpern erhalten die Einzelinstrumente mehr
Individualität, bei gesteigerter klanglicher
Geschlossenheit.
Gerade in diesem Punkt ist der Zugewinn an Live-Nähe von
beachtlicher Intensität.
Auch die Steigerung in der
Reproduktion binnendynamischer Details ist eine Erwähnung
wert. Diese auch als ,,innere Dynamik" bezeichnete,
möglichst weitgespannt-vielfältige Abstufung selbst
winzigster Schattierungen innerhalb des Schallgeschehens,
der Tonbildung, die auch bei geringen Lautstärken vorhanden
sein sollte, ist wesentlich schwieriger realisierbar als die
bloße Darstellung von ,,laut" und ,,leise", der ,,äußeren
Dynamik" also. Innere Dynamik bzw. binnendynamische
Strukturierung ist gefordert, wenn z.B. ein Becken mit
metallenem Besen angestrichen wird, und das Anstrichgeräusch
(mit Tonaufbau, -halten und -abbau), die Schwingungsreaktion
eben des Beckens sowie die diffizilen Überlagerungen, die
entstehen, wenn das einmal angeregte Instrument noch
ausschwingt, das nächste Impulspaket aber bereits angestoßen
wird, praktisch gleichzeitig darzustellen sind. Scheinbar
lapidare Dinge sind es, die sich so unendlich schwierig
reproduzieren lassen - gelingt es aber, wird der Genuß rund,
wird erhellt, was zuvor (bei aller sonstigen Qualität) noch
gefehlt hat. Dies alles entscheidet in hohem Maße darüber,
ob die Reproduktion Musikhören ermöglicht oder in ihrem
Wortsinne steckenbleibt.
Dem Ziel, möglichst
vorbildnahe Zeichnung selbst heikelsten Geschehens zu
erreichen, nähern wir uns mit dem Tessendorf-Filternetzteil
um ein gutes Stück. Nicht zuletzt wohl, weil dem
Vorverstärker die Arbeit erleichtert wird, er seine
Fähigkeiten voll ausreizen kann.
Die insgesamt beträchtliche Verbesserung von Tonalität und
innerer Dynamik läßt einen in der Tonträgersammlung
,,wühlen", man legt Platte nach Platte, CD nach CD auf. Die
Freude am Musikgenuß hat eine nicht erwartete Steigerung
erfahren.
Nehmen Sie beispielsweise die mittlerweile sattsam bekannte
CD ,,Villancicos" (Harmonia Mundi France 1901025) - man
wähnt sich live dabei!
Hören Sie die ebenso
erstklassig interpretierte wie aufgenommene CD
"Goldberg-Variationen" (Claves 50-8601) - für Sie erklingt
in Ihrem Hörraum ein Konzert.
Machen Sie eine
musikalische Reise durch Südamerika - eine der besten mir
bekannten Folklore-LPs ,,Pueblos del Sur" (ARION ARN 34740)
hebt Sie in den Aufnahmeraum und zu den vorzüglichen
Interpreten (Los Calchakis) hinüber und jagt dem Kenner von
Kultur, Geschichte, Land und Leuten einen Schauer über den
Rücken ob der erreichten musikalisch-künstlerischen
Intensität.
Ich möchte an dieser
Stelle behaupten, daß, wenn beim Musikhören derartige
emotionale Schwingungen freigesetzt werden, man den
verwendeten Geräten Natürlichkeit und besonders eben
Musikalität attestieren kann und muß. Wie schon gesagt, war
ohne das Filternetzteil die Wiedergabequalität des TE 1
bereits sehr gut. Nicht zu überhören aber ist, daß das
unscheinbare Filter, salopp formuliert, noch eins
draufsetzt.
In kurzer Form habe ich
bis hierhin versucht, meine gewonnenen Eindrücke und
Erfahrungen darzustellen. Sicher ließe sich noch bis zum
Geht-nicht-mehr auf Einzelheiten hinweisen, Floskeln
drechseln, oder, positiv gewendet, der Versuch unternehmen,
das Gebotene noch weiter zu untersuchen. Damit, so denke
ich, ist aber niemandem gedient. Raten möchte ich Ihnen, das
Filternetzteil einmal in Ruhe auszuprobieren - ich bin
sicher, Sie werden es, wie ich, nicht mehr missen wollen.
-WD
Filternetzteil aktueller Preis 2003 ist 1.535,00 EUR |